Sternabert

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Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wieder zurück im Havelland...

Die Zeit am Amur ist nun leider schon wieder verstrichen und darum möchte ich diesen Eintrag nutzen, um noch ein paar letzte Eindrücke zu vermitteln. Insgesamt konnten wir in den knapp vier Wochen, vom 30. Sept. bis 25. Okt., 132 Vogelarten im und in der näheren Umgebung des Muraviovka Parks beobachten. Über einen Teil meiner persönlichen Favoriten habe ich schon berichtet. Hier trotzdem nochmal eine Auflistung.
1. Großer Schlammläufer (Limnodromus scolopaceus)
Long-billed Dowitcher  > 1st winter
Dieser K1 Vogel hatte augenscheinlich großen Hunger. Wenn er nicht, den Kopf im Wasser, nach Nahrung stocherte, gab er sich dem Komfortverhalten hin. Daher war es mit dem Digiscopieren so eine Sache. Dennoch sind auf den einzigen brauchbaren Belegfotos alle bestimmungsrelevanten Merkmale gut zu erkennen. Nach 20 minütiger Beobachtung flog diese schöne Limikole schließlich allein und hoch gen nord-ost ab. Im Havelland hatte ich persönlich natürlich noch keinen gesehen, jedoch wurde im April 1999 ein solches Tier im Pareyer Luch vom Lokalorni KG entdeckt und an mehreren Tagen auch von anderen Beobachtern wiedergefunden. Selbst hier im Amur Oblast sehr selten, wenn nicht gar ein Erstnachweis.
2. Schneekranich (Grus leucogeranus)
Siberian Crane,  family
Die ersten Belegbilder nach der Entdeckung. 2 Altvögel nebst einem Sprößling. Die Alten sind im Stehen komplett weiß, bis auf ihre rote Warzenhaut im Gesicht, die Jungen, als einzige in der Familie der Kraniche, oberseits fast vollständig rotbraun. Dazwischen stehen Graureiher. Im Flug offenbaren uns die sibirischen Glücksvögel, zur endgültig sicheren Ansprache auf die Entfernung und bei dem Luftgewaber, ihre schwarzen Handschwingen. Wahrscheinlich dieselbe Familie haben wir noch 2 mal beobachten können. Am vorletzten und letzten Tag dann jeweisls sogar noch ein Trupp aus 19 ad. und 1 dj., bzw. 21 ad. und 4 dj. Angesichts der Seltenheit dieser großen Vögel und der zuvor letzten Sichtung im Muraviovka Park wohl in 2007, waren wir natürlich äußerst freudig überrascht. Mönchs- (Grus monachus) und Weißnackenkraniche (Grus vipio) überflogen uns fast täglich in kleineren Formationen. Die ebenfalls sehr seltenen Mandschurenkraniche (Grus japonensis) durchschritten den Sumpf, Gespenstern gleich, zumeist im ersten oder letzten Sonnenlicht.
Red-crowned Crane, pair
3. Petschora Pieper (Anthus gustavi)
Über den Entdeckungs- und Bestimmungshergang zu diesem Pieper im Sojafeld hatte ich schon berichtet. Weitere Pieper auf unserer Reise waren Waldpieper (Anthus hodgsoni), Rotkehlpieper (Anthus cervinus) und viele Pazifikpieper (Anthus rubescens). SK konnte noch eine Bachstelze (Motacilla alba) der Unterart ocularis ausfindig machen.
4. Sperbereule (Surnia ulula)
Northern Hawk Owl, silhouette
Auch diese Eule wurde im Muraviovka Park wohl noch nie nachgewiesen und war nur auf große Distanz, in einer Baumreihe im Sumpf sitzend, zu entdecken. Eine endgültige Bestimmung, neben der Beurteilung der Silhouette, erfolgte nach Flugmuster und Verhalten des Jägers. Das Flugbild der Sperbereule erinnert an das des Habichts, wirkt ziemlich direkt, wendig und kraftvoll. Desweiteren fliegen diese Vögel ihre Sitzwarten nach einem Jagdversuch zumeist von unten in einem senkrecht verlaufenden Bogen an. Zum Ende musste sie sich 2 Rabenkrähen geschlagen geben und verschwand aus unserem Sichtfeld. Sumpfohreulen und Waldohreulen gaukelten am späten Abend um´s Camp, Habichtskauz und Schneeeule bekamen wir nicht zu Gesicht.
Northern Long-eared Owl
5. Erddrossel (Zoothera dauma) und Blutseidenschwanz (Bombycilla japonica)
Unsere Erddrossel war mit ihrer massigen Erscheinung, der auffälligen Schwanz- und Unterflügelzeichnung, sowie ihrer wunderbar goldigen Gesamttönung natürlich auch ein Höhepunkt unserer Reise, ebenso wie der farbenprächtige Blutseidenschwanz.
Japanese Waxwing
Dieser unterscheidet sich im Feld von seinen böhmischen Artgenossen durch eine blutrote Schwanzendbinde, einen hellen Bauchfleck und eine unauffälligere Flügelzeichnung, ohne Weiß. Auch seine Rufe klingeln weit weniger, sind vielmehr ein melancholisch anmutender weicher Pfiff.
Bohemian Waxwing
Für alle, die auch landschaftliche Eindrücke interessieren, zusätzlich ein paar Impressionen von Naturräumen innerhalb einer sonst eher von russischer Agrarwirtschaft geprägten Landschaft, in der näheren Umgebung des Muraviovka Parks.
Scheinbar ein Temporärgewässer, auf dem wir ein, mittlerweile im Park als Rarität gehandeltes, Blesshuhn nachweisen konnten. Ansonsten vollkommen vogelleer.
Die letzten Überreste des verheerenden Sommerhochwassers in der Nähe von Kuropatino. Unweit befindet sich noch ein größerer Flachwassersee, von dessen Existenz wir zum Zeitpunkt unserer Exkursion leider nicht wussten.
Agrarsteppe links der Hauptpiste von Blago nach Muraviovka - Bussarde, Weihen und Krähenvögel.
Sumpfland zur Dämmerstunde, etwas kitschig auf dem Bild, in Natura jedoch irgendwie ergreifend.
Nach einigen Nächten mit Temperaturen unter Null, kann man die Schwingrasenflächen im Moor, einigermaßen ungefährdet und nur mit normalen Gummistiefeln an den Füßen, betreten. Abgeschaut von den Sibirischen Rehen (Capreolus pygargus), die sich jetzt jeden Morgen in 3er, 4er, 5er-Ketten zur Tagesruhe in den Sumpf zurückziehen.
In diesen Flächen, südlich des Parks gelegen, wurden einige Tage zuvor wohl 5 Schneegänse (Anser caerulescens) von ortsansässigen Jägern gesehen, wir hatten leider kein Glück, obwohl bestes Gänsewetter vorherrschte. Hoffen wir mal, dass sie zum Zeitpunkt unserer Nachsuche noch nicht in irgendeiner Ofenröhre schmorten.
Nocheinmal das Überstauungsgebiet des Amur südlich vom Camp. Im Hintergrund chinesisches Hügelland.
 "Abendrot, schlecht Wetter droht." In diesem Fall hat sich die alte Bauernregel bewahrheitet,
aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter und so kamen wir obendrein noch in den Genuss einer ausgiebigen Schneewanderung mit echt russischem Picknick - Chleb, Schlik, Tschesnok, Kolbassa, Luk, oguretschi i Vodka.
 Zu guter Letzt unser Campsee, einmal am Morgen und zur blauen Stunde...
... und die beiden Vogelfreunde in ihrem gemütlichen Wagontschik, sowie am Ortseingang des beschaulichen und dem Naturpark namengebenden Dorfes Muraviovka.













Poka! i do skorogo sagt Bert...

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