Sternabert

Sternabert

Sonntag, 29. Dezember 2013

Auf ein gesundes Neues...

Will das Glück nach 
seinem Sinn dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen:
das worum du dich bemühst, möge dir gelingen.     

Wilhelm Busch    

Diese Worte Wilhelm Buschs möchte ich mit auf den Weg geben und wünsche allen, die hier ab und an vorbeischauen, einen guten Rutsch ins neue Jahr.

der SternaBert...

Montag, 2. Dezember 2013

Berghänflinge im Havelland...

Ahoi liebe Leute!
Heute war es so richtig nebelig, als ich von Zuhause aufbrach, um mit UD auf Gänsepirsch ins Havelland zu fahren. Unvorteilhafter Weise änderte sich das mit den Sichtverhältnissen im Laufe des Tages nicht, bzw. verschlechterte sich zeitweilig und ortsabhängig sogar noch. Somit konnten wir uns nur einen Trupp Tundrasaatgänse (Anser fabalis rossicus) bei Päwesin etwas näher anschauen, um aus selbigem noch ca. 10 Blessgänse (Anser albifrons albifrons) herauszuschätzen. Als kleine Besonderheit gab es dann aber immerhin mehr als 55 Berghänflinge (Carduelis flavirostris) in der Feldflur nördlich von Zachow. Den letzten für hiesige Verhältnisse großen Flock, mit ca. 120 Individuen, konnte ich vor fast genau 5 Jahren nur wenige hundert Meter weiter nordwestlich beobachten.
flock of twites near Zachow
Na, so hatten wir wenigstens Zeit und Muße, um im Imbis in Ketzin eine gute Bulette an Bratkartoffeln zu nehmen. Und Berghänfling-Beobachtungen im Havelland freuen mich immer ungemein.

In diesem Sinne alles Gute - Bert...

Mittwoch, 20. November 2013

Nepper, Schlepper, Gänsescheucher...

Vielleicht sollte es einen milde stimmen, dass in diesem November, zumindest hier an der Havel, erfreulich wenige Gänse durch die Jagd mit Schrot zu Schaden gekommen zu sein scheinen. Sprich, es befinden sich nur wenige offensichtlich verletzte Tiere in den Rastgemeinschaften. Dennoch war ich am 18.11. nicht sonderlich amüsiert, als ein sichtlich sich genierender "Bauernscherge" einen schönen Trupp Gänse mit seinem Caddy vom Acker hochtrieb.
Scheinbar ist der volltags direkt dafür angestellt, denn der Luftraum über Zachow und Umgebung war, über den Tag, in regelmäßigen Abständen, gefüllt von panisch umherfliegenden Blessgänsen. Im Hinterkopf hatte ich noch die unterschwellig aggressiv anmutende Ansprache eines ortsansässigen Landwirts vom letzten Trip, mit Übertragung seines "Gänseproblems" auf mich als Gänsefreund! Die Bauern scheinen noch immer unbändige Angst vor finanziellem Ruin aufgrund von Ernteausfällen oder -Einbußen, durch den "Verbiss" ihres Wintergetreides durch Gänse zu haben. Verweis. Löblich ist allerdings anzumerken, dass sie in diesem Jahr die meisten ihrer Maisschläge nach der Ernte ziemlich lange unbearbeitet ließen, was die Gänse auch effektiv von ihren Wintersaaten ferngehalten hat. Ohnehin war das in diesem Herbst der erste große Trupp, von insgesamt 5000 - 6000 Gänsen im gesamten Gebiet, den ich auf  Wintergetreide stehend beobachten konnte. Leider hab´ ich es, ob der oben beschriebenen Aktion, nicht geschafft, die Vögel komplett durchzumustern, jedoch fielen neben ganz überwiegend Eurasischen Blessgänsen (Anser albifrons albifrons) 2 Weißwangengänse (Branta leucopsis) und eine diesjährige Rothalsgans (Branta ruficollis) sofort ins Auge. Auch ein adulter Halsringganter war dabei - 2KE. 2008 in den Niederlanden gekennzeichnet, wurde der Vogel bis dato nicht nur dort und in Deutschland, sondern wiederholt in Polen, Litauen und Lettland abgelesen. Auf dem Bild sind die Tiere schon in Habachtstellung, kurze Zeit später erheben sie sich zur kraft- und vor allem energieraubenden Flucht.
Red-breasted Goose > 1st winter
Saatgänse und Graugänse gab es nur noch wenige in einem Trupp bei Päwesin, bzw. bei Zachow auf der Havel vorgelagertem Grünland. Leider wieder keine Zwerggans (Anser erythropus) und diesmal auch kein Kurzschnabel.

Beste Grüße - Bert...

Mittwoch, 6. November 2013

Lustiges Gänseraten...

Tachchen,
gestern ließ es sich endlich einmal wieder einrichten, Jänse kiecken zu gehen. Trotzdem kürzlich die Jagdsaison auf meine Freunde begonnen hat, sind die Tiere im Havelland, um Ketzin herum, sehr ruhig und lassen sich, aus kurzer Entfernung, hervorragend beobachten. Auch wenn beim ersten Gänsewatch in diesem Herbst die richtigen Kracher ausblieben, habe ich die Zeit in vollen Zügen genossen. Es scheinen sich in der Gegend momentan um die 5000 nordische Gänse aufzuhalten, die sich vorrangig in größeren Trupps auf abgeernteten Maisschlägen und auf havelnahem Grünland  einfinden. Neben drei Kurzschnabelgänsen konnte ich wiedereinmal vermeindliche Gänsehybriden herauskiecken, die ja auf meinem Blog schon desöfteren Bestand von Einträgen waren. Den ersten Kandidaten habe ich, ohne große Bedenken, der Fraktion Tundrasaat- x Blessgans zugeordnet.
probable hybrid: Tundra Bean Goose x Eurasian White-fronted Goose 
Gut zu erkennen die Körpergröße und die Statur. Auf die hell gerandeten Schirmfedern, den dunkel gefärbten Schnabelspalt und die blass orange Schnabelfärbung mit schwarzem Nagel, passt o.g. Kombi ganz gut. Der zweite Vogel bereitet mir etwas mehr Schwierigkeiten. Er ist sehr hell und lässt beim ersten Blick durchs Handglas gleich eine falbe Blässgans vermuten.
possible hybrid: Pink-footed Goose x Eurasian White-fronted Goose
Beim Blick durchs Spektiv hinterließ die Gans, zumindest bei mir, dann aber einen sehr Kurzschnabelgans-ähnlichen Eindruck. Nicht nur der runde Kopf mit dem zierlichen Schnabel, auch die breite Schwanzendbinde und die breiten, hellen Säume der Mantelfedern, die locker anliegenden, breit gesäumten Schirmfedern und die Größe, sowie ihre Statur, ließen mich in diese Richtung denken. Ihre Ständer waren blass orange und der Schnabel wies eine typische brachyrhynchus-Zeichnung auf. Dass die Schnabelzeichnung von Verschmutzung herrührt, kann ich nicht zu 100 Prozent ausschliessen, sie wirkte im Feld jedoch waschecht und vor allem symmetrisch. Auch die Federn der Blesse waren direkt an der Schnabelbasis scheinbar sauber. Nicht zuletzt würde sich die Pink-, Schwarzverteilung bestens in die Gesamterscheinung der Gans fügen.
symmetrical bill-pattern with pinkish hue on tip
Die Form der Deckfedern, die ausgeprägte Bauchfleckung und die ausgewachsene Blesse zeigen an, dass wir es mit einem Altvogel zu tun haben. Hybrid aus Bless- und Kurzschnabelgans? Wie, wo, warum und wann soetwas zustande gekommen sein könnte ist mir schleierhaft und tatsächlich für einen Wildvogel sehr unwahrscheinlich - haben die beiden Gänsearten generell doch völlig verschiedene Brutareale. Ob Züchter solche Kombinationen zusammenstellen kann ich nicht sagen. Die Gans war jedenfalls unberingt. Die Bauchfleckung hätte ich bei o.g. Hybrid allerdings weniger ausgeprägt erwartet. Also doch nur eine leuzistische BG?
adult Pink-footed Goose and Goose in question (photomontage)
Mal schauen ob es beim nächsten Trip mit ´nem Rothals oder Zwerg klappt...

Tschü - Bert...

Montag, 4. November 2013

(Polar-)Birkenzeisigbestimmung - schwierige Sache...

Hallo Leute! Im Winter besuchen uns alljährlich Trupps von Birkenzeisigen. Es lohnt sich, diese kleinen, quirligen Finken auch einmal etwas intensiver zu mustern. Dazu muss man wissen, dass Birkenzeisige in 2 Arten: Birkenzeisig  (Acanthis/Carduelis flammea), Polarbirkenzeisig (Acanthis/Carduelis hornemanni) und deren jeweilige Unterarten: Alpenbirkenzeisig (C. f. cabaret), Taigabirkenzeisig (C. f. flammea), Islandbirkenzeisig (C. f. islandica), Grönlandbirkenzeisig (C. f. rostrata), Hornemanns Polarbirkenzeisig (C. h. hornemanni) und Coues Polarbirkenzeisig (C. h. exilipes)  gesplittet und generell in ihren Gefiedermerkmalen sehr variabel sind, was die Sache interessant, jedoch auch recht ansprusvoll gestaltet. Um den Schwierigkeitsgrad etwas zu vermindern, sei bemerkt, dass in unseren Breiten i.d.R. nur mit Alpen- und Taigabirkenzeisigen zu rechnen ist. In Brandenburg sind meines Wissens erst 2 Nachweise des Polarbirkenzeisigs dokumentiert. Der langen Rede kurzer Sinn, dies nur als Einleitung für die folgenden Gedanken zur Bestimmung. Wir konnten nämlich im Muraviovka Park einen auffälligen Birkenzeisig fangen, der schon im Netz durch seinen reinweißen Bürzel und die vergleichsweise geringe Flankenstrichelung, speziell im hinteren Körperbereich, auffiel. Hier links im Bild der Vogel in Frage, rechts ein relativ großschnäbliger adulter Taigabirkenzeisig.
probable Coues`s Redpoll (left) with Mealy Redpoll (right)
Wie schon am Bildhintergrund ersichtlich ist, wurde unser Vogel später im Jahr, knapp 2 Wochen nach dem "Gonzo", gefangen. Es ist zu erkennen, dass er eine hellere, fast sandfarbene Mantelfärbung, eine kürzere Handschwingenprojektion mit heller gesäumten Federrändern, was auch für die Schwanzfedern gilt, zwei auffälligere weiße Flügelbinden, welche einen kontrastierend dunklen Flügelfleck einrahmen, und einen prominenten Überaugenstreif hat, der sich breit bis auf die Stirn ausdehnt. Des Weiteren sind seine Ohrdecken vergleichsweise hell und haben eine ähnliche Färbung wie das Nacken- und Hinterkopfgefieder. Der Schnabel könnte für einen Polarbirkenzeisig eigentlich etwas kleiner sein, hat jedoch eine schöne hohe Basis und ist am Oberschnabel auch sichtlich stärker befiedert als der des Vergleichszeisigs. Die Schnäbel können wohl gerade bei exilipes, welche hier am Amur auch zu erwarten sind, in ihrer Länge recht variabel sein. Schauen wir uns den Vogel nochmal von oben an, leider ohne Vergleichsbild.
white extend of rump
Der reinweiße Bürzel sticht sofort ins Auge, könnte sich noch etwas weiter zwischen die Schirmfedern ausdehnen, ist aber bei Jungvögeln und Weibchen oft kleiner. Die spitzen, abgenutzten Schwanzfedern - auch die Schirmfedern wirken an den Rändern schon leicht verschlissen - und die bräunlichgelbe, zur weißen Körperunterseite kontrastierende Kopfgefiedertönung (siehe oben) sprechen hier, aus meiner Sicht, für einen K1 Vogel. Manche Ornis messen gerade dieser Gesichtsfärbung bei diesjährigen exilipes Vögeln, zur  Abgrenzung von den anderen Birkenzeisigarten, besonderes Gewicht bei. Auffällig sind auch die beiden weißen, mittig gelegenen Rückenstreifen, wie bei van Duivedijk beschrieben. Die Oberschwanzdecken erscheinen grau zentriert mit cremefarbenen Rändern.
pattern of UTC
Die Unterschwanzdecken sind bei vielen Polarbirkenzeisigen reinweiß. Unser Vogel hat einen eher schmalen, dunkelgrauen Schaftstrich auf der zentralen längsten USD, was bei exilipes nicht ungewöhnlich, sogar eher ein gutes pro-feature ist. Allerdings gibt es selten auch Taigabirkenzeisige ohne Unterschwanzdeckenzeichnung; dann aber zumeist adulte Tiere. Obwohl der ganz überwiegende Teil der genannten Merkmale auf einen Coues Polarbirkenzeisig hindeutet, bleiben geringe Restzweifel, einerseits wegen der großen Variabilität in den Gefiedermerkmalen, andererseits vermischen sich die Arten wohl auch in ihren, sich teilweise überschneidenden, Brutarealen - wie schon angemerkt, schwierige Sache...

Nun hat es auch gleich bei mir um die Ecke geklappt. Wolfgang Püschel, ein passionierter potsdamer Orni und, wie man gleich sehen wird, auch ein hervorragender Fotograf, hat am 23.02.2014 einen wunderschönen adulten Coues Polarbirkenzeisigmann (C. h. exilipes) auf dem Alten Friedhof in Potsdam entdeckt und abgelichtet. Seine Brust wird sich, bis zur Brutsaison im hohen Norden, durch die Abnutzung der hellen Federränder noch etwas intensiver kühl rosa umfärben, aber auch jetzt ist er schon schön anzusehen. Die Bilder sind klasse und lassen eine eindeutige Artbestimmung zu. Nur wenige Tage zuvor haben auch Abu & Aki einen sehr informativen Beitrag zur Birkenzeisigbestimmung auf ihrem Blog online gestellt. Hut ab - eine schöne Sache das.
Coues´s Redpoll adult male (23.02.2014; Potsdam-Brandenburg Germany)
Coues´s Redpoll adult male (23.02.2014; Potsdam-Brandenburg Germany)
Dank an WP, der mir die zwei Aufnahmen uneigennützig zur Verfügung gestellt hat.
Bestens - der Sternabert...


Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wieder zurück im Havelland...

Die Zeit am Amur ist nun leider schon wieder verstrichen und darum möchte ich diesen Eintrag nutzen, um noch ein paar letzte Eindrücke zu vermitteln. Insgesamt konnten wir in den knapp vier Wochen, vom 30. Sept. bis 25. Okt., 132 Vogelarten im und in der näheren Umgebung des Muraviovka Parks beobachten. Über einen Teil meiner persönlichen Favoriten habe ich schon berichtet. Hier trotzdem nochmal eine Auflistung.
1. Großer Schlammläufer (Limnodromus scolopaceus)
Long-billed Dowitcher  > 1st winter
Dieser K1 Vogel hatte augenscheinlich großen Hunger. Wenn er nicht, den Kopf im Wasser, nach Nahrung stocherte, gab er sich dem Komfortverhalten hin. Daher war es mit dem Digiscopieren so eine Sache. Dennoch sind auf den einzigen brauchbaren Belegfotos alle bestimmungsrelevanten Merkmale gut zu erkennen. Nach 20 minütiger Beobachtung flog diese schöne Limikole schließlich allein und hoch gen nord-ost ab. Im Havelland hatte ich persönlich natürlich noch keinen gesehen, jedoch wurde im April 1999 ein solches Tier im Pareyer Luch vom Lokalorni KG entdeckt und an mehreren Tagen auch von anderen Beobachtern wiedergefunden. Selbst hier im Amur Oblast sehr selten, wenn nicht gar ein Erstnachweis.
2. Schneekranich (Grus leucogeranus)
Siberian Crane,  family
Die ersten Belegbilder nach der Entdeckung. 2 Altvögel nebst einem Sprößling. Die Alten sind im Stehen komplett weiß, bis auf ihre rote Warzenhaut im Gesicht, die Jungen, als einzige in der Familie der Kraniche, oberseits fast vollständig rotbraun. Dazwischen stehen Graureiher. Im Flug offenbaren uns die sibirischen Glücksvögel, zur endgültig sicheren Ansprache auf die Entfernung und bei dem Luftgewaber, ihre schwarzen Handschwingen. Wahrscheinlich dieselbe Familie haben wir noch 2 mal beobachten können. Am vorletzten und letzten Tag dann jeweisls sogar noch ein Trupp aus 19 ad. und 1 dj., bzw. 21 ad. und 4 dj. Angesichts der Seltenheit dieser großen Vögel und der zuvor letzten Sichtung im Muraviovka Park wohl in 2007, waren wir natürlich äußerst freudig überrascht. Mönchs- (Grus monachus) und Weißnackenkraniche (Grus vipio) überflogen uns fast täglich in kleineren Formationen. Die ebenfalls sehr seltenen Mandschurenkraniche (Grus japonensis) durchschritten den Sumpf, Gespenstern gleich, zumeist im ersten oder letzten Sonnenlicht.
Red-crowned Crane, pair
3. Petschora Pieper (Anthus gustavi)
Über den Entdeckungs- und Bestimmungshergang zu diesem Pieper im Sojafeld hatte ich schon berichtet. Weitere Pieper auf unserer Reise waren Waldpieper (Anthus hodgsoni), Rotkehlpieper (Anthus cervinus) und viele Pazifikpieper (Anthus rubescens). SK konnte noch eine Bachstelze (Motacilla alba) der Unterart ocularis ausfindig machen.
4. Sperbereule (Surnia ulula)
Northern Hawk Owl, silhouette
Auch diese Eule wurde im Muraviovka Park wohl noch nie nachgewiesen und war nur auf große Distanz, in einer Baumreihe im Sumpf sitzend, zu entdecken. Eine endgültige Bestimmung, neben der Beurteilung der Silhouette, erfolgte nach Flugmuster und Verhalten des Jägers. Das Flugbild der Sperbereule erinnert an das des Habichts, wirkt ziemlich direkt, wendig und kraftvoll. Desweiteren fliegen diese Vögel ihre Sitzwarten nach einem Jagdversuch zumeist von unten in einem senkrecht verlaufenden Bogen an. Zum Ende musste sie sich 2 Rabenkrähen geschlagen geben und verschwand aus unserem Sichtfeld. Sumpfohreulen und Waldohreulen gaukelten am späten Abend um´s Camp, Habichtskauz und Schneeeule bekamen wir nicht zu Gesicht.
Northern Long-eared Owl
5. Erddrossel (Zoothera dauma) und Blutseidenschwanz (Bombycilla japonica)
Unsere Erddrossel war mit ihrer massigen Erscheinung, der auffälligen Schwanz- und Unterflügelzeichnung, sowie ihrer wunderbar goldigen Gesamttönung natürlich auch ein Höhepunkt unserer Reise, ebenso wie der farbenprächtige Blutseidenschwanz.
Japanese Waxwing
Dieser unterscheidet sich im Feld von seinen böhmischen Artgenossen durch eine blutrote Schwanzendbinde, einen hellen Bauchfleck und eine unauffälligere Flügelzeichnung, ohne Weiß. Auch seine Rufe klingeln weit weniger, sind vielmehr ein melancholisch anmutender weicher Pfiff.
Bohemian Waxwing
Für alle, die auch landschaftliche Eindrücke interessieren, zusätzlich ein paar Impressionen von Naturräumen innerhalb einer sonst eher von russischer Agrarwirtschaft geprägten Landschaft, in der näheren Umgebung des Muraviovka Parks.
Scheinbar ein Temporärgewässer, auf dem wir ein, mittlerweile im Park als Rarität gehandeltes, Blesshuhn nachweisen konnten. Ansonsten vollkommen vogelleer.
Die letzten Überreste des verheerenden Sommerhochwassers in der Nähe von Kuropatino. Unweit befindet sich noch ein größerer Flachwassersee, von dessen Existenz wir zum Zeitpunkt unserer Exkursion leider nicht wussten.
Agrarsteppe links der Hauptpiste von Blago nach Muraviovka - Bussarde, Weihen und Krähenvögel.
Sumpfland zur Dämmerstunde, etwas kitschig auf dem Bild, in Natura jedoch irgendwie ergreifend.
Nach einigen Nächten mit Temperaturen unter Null, kann man die Schwingrasenflächen im Moor, einigermaßen ungefährdet und nur mit normalen Gummistiefeln an den Füßen, betreten. Abgeschaut von den Sibirischen Rehen (Capreolus pygargus), die sich jetzt jeden Morgen in 3er, 4er, 5er-Ketten zur Tagesruhe in den Sumpf zurückziehen.
In diesen Flächen, südlich des Parks gelegen, wurden einige Tage zuvor wohl 5 Schneegänse (Anser caerulescens) von ortsansässigen Jägern gesehen, wir hatten leider kein Glück, obwohl bestes Gänsewetter vorherrschte. Hoffen wir mal, dass sie zum Zeitpunkt unserer Nachsuche noch nicht in irgendeiner Ofenröhre schmorten.
Nocheinmal das Überstauungsgebiet des Amur südlich vom Camp. Im Hintergrund chinesisches Hügelland.
 "Abendrot, schlecht Wetter droht." In diesem Fall hat sich die alte Bauernregel bewahrheitet,
aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter und so kamen wir obendrein noch in den Genuss einer ausgiebigen Schneewanderung mit echt russischem Picknick - Chleb, Schlik, Tschesnok, Kolbassa, Luk, oguretschi i Vodka.
 Zu guter Letzt unser Campsee, einmal am Morgen und zur blauen Stunde...
... und die beiden Vogelfreunde in ihrem gemütlichen Wagontschik, sowie am Ortseingang des beschaulichen und dem Naturpark namengebenden Dorfes Muraviovka.













Poka! i do skorogo sagt Bert...

Freitag, 18. Oktober 2013

Chili Würzung und Pivo


Diese Maskenammer (Emberiza spodocephala) scheint sich mit uns verbündet zu haben. Sie hinterlässt den Eindruck Bier zu mögen und von Chili Würzung zu träumen.
Black-faced Bunting
Wir essen jeden Abend Kohlsuppe, manchmal mit Chleb und sind trotzdem weiterhin guter Dinge. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und somit kommen auch die ersten Wintervorboten eingeflogen. Böhmische Seidenschwänze (Bombycilla garrulus), Rosengimpel (Carpodacus roseus), Raufußbussarde (Buteo lagopus) und größer werdende Trupps von Birkenzeisigen (Carduelis flammea), sind nun täglich zu beobachten. Die hiesigen Raufüsse sind ziemlich groß, unterseits extrem hell und auch die adulten haben eine helle Iris, entsprechen auch aus geographischer Sicht also der Unterart menzbieri. Das Bussardfoto, hier ein diesjähriger Vogel, ist von SK. Der Taigabirkenzeisig (Carduelis flammea flammea) auf dem Bild hat einen verhältnismäßig großen Schnabel.
Pallas`s Rosefinch, adult male
Rough-legged Buzzard, immature
Schelladler (Aquila clanga) observieren immer noch die Sumpfböschung und auch die Mandschurenkraniche (Grus japonensis) lassen zuweilen, speziell in den Morgen- und Abendstunden, ihren trompetenden Ruf über die Moorfläche hallen. 
Red-crowned Crane, pair
Der Vogelfang in den  letzten Tagen bescherte uns eine neue Art für unsere Tripliste (119), in unseren Breiten allerdings eher eine banale Beobachtung – ein Buntspecht (Dendrocopos major). Nebenher gesagt unsere fünfte Spechtart in Fernost. 
Am 13. Oktober ging uns auch noch ein Laubsänger in die Netze. Aufgrund seines Gefiederzustandes gestaltet sich eine adäquate Bestimmung eher schwierig. Dennoch deuten einige Merkmale auf einen Tienshan-Laubsänger (Phylloscopus humei). Abzugrenzen wären Middendorf-  (P. plumbeitarsus) und Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus), wobei die grauen Federn am Kopf, nebst verwaschenem Scheitelstreif, die geringen Flügelmaße und der allgemein gräuliche Gefiederton für ersteren sprechen würden. Die Beinfarbe erscheint zwar recht hell, jedoch gibt es nach van Duivendijk auch solche Variationen. Letztendlich hat sich dann doch herausgestellt, dass schon einmal ein ähnlich gefärbter Laubsänger, in besserem Gefiederzustand, gefangen und als Gelbbrauen-Laubsänger bestimmt wurde.
Vier Tage später und als Erweiterug dieses Posts, werden auch die Schelladler weniger, bzw. sind nur noch einzeln am Himmel kreisend zu sehen. Allerdings kam ein Blutseidenschwanz (Bombycilla japonica) zu uns ins Camp und konnte, ob der nur sporadisch wachenden Beerenbüsche, durch ein sonders aufgestelltes Japannetz an seinem Lieblingsbusch sogar gefangen und beringt werden. 
Japanese Waxwing
Wir träumen weiterhin täglich von sibirischem Rehrücken jedoch holen uns die Rattenfamilien in unserer Küche jeden Tag aufs neue auf den Boden der Tatsachen zurück, indem sie lustlos auf den Resten unseres Kapusta herumkauen.

Immernoch vogelfrei... Bert.