Sternabert

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Freitag, 26. September 2014

Knallis, Rotkehlpieps und Gänse...

Die ersten Nordischen Wildgänse sind da - Hurra! Analog und skrupellos kommen leider auch in diesem Jahr wieder die Knallköppe auf den Plan, die speziell störend in den Morgen- und Abendstunden die Donnerschläge ihrer Vergrämungsanlagen über den See rollen lassen. Tagsüber eher lästig, scheint dies besonders zur Spätzeit tatsächlich einen negativen Einfluss auf den Einflug der Gänse zu haben. Am Dienstag kamen bis in die stockfinstere Nacht hinein nur ca. 6800 Kraniche hereingeschwebt, um vornehmlich im (relativ ruhigen) Ostteil des Gülper Sees in einer freien Wasserfläche im Schilf zu landen. Auf Saatgänse wartete ich an diesem Abend vergeblich.
Common Cranes, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Common Cranes, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
In der Nacht rollen die Donner  weiter übers Land und zerschlagen sich irgendwo in der Ferne. Dennoch sind einige Tausend Tundrasaatgänse im Gebiet, zahlenmäßig dominieren noch die Graugänse und knapp 100 Blessgänse, welche traditionell sowieso etwas später eintreffen, oder aber gleich weiter nach Holland überschießen, sind auch schon da. Am Südufer ließen sich meine Freunde am Mittwoch dann ab dem späten Vormittag gut beobachten. Mindestens 4 ausgesprochene Waldsaatgans-Kandidaten, wenn Ende September auch sehr früh, 2 Bless- x Tundrasaatgans-Hybriden, eine "carneirostris"-Typ Tundrasaatgans, 4 Weißwangengänse, sowie eine adulte Kurzschnabelgans konnte ich ausfindig machen.
3 presumed Taiga Bean Geese, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Taiga Bean Goose, 24.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
presumed Tundra Bean x Eurasian White-fronted Goose, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
2 presumed Tundra Bean x Eurasian White-fronted Geese, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
2 presumed Tundra Bean x Eurasian White-fronted Geese, 23.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
"carneirostris"-type Tundra Bean Goose, 25.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
"carneirostris"-type Tundra Bean Goose, tail-pattern, 25.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Pink-footed Goose, adult, 24.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Pink-footed Goose, adult, 24.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Es zogen natürlich noch andere Vogelarten vorüber und so erfreute mich in hohem Maße ein adulter Rotkehlpieper, der rufend übergeflogen kam, sich in der niedrigen Vegetation direkt am Spülsaum des Sees niederließ, und dort, vergesellschaftet mit einigen Bachstelzen, nach Nahrung suchte. Zuweilen huschte er zwischen angespülten Gänsedaunenhäufchen umher, sodass man hervorragend im Kontrast die ziegelfarbene Kehle erkennen konnte. Leider war der Bursche für ein Belegfoto zu flink oder ich eben zu langsam. Mit ähnlich roten Köpfen, vor allem aber mit ihren schreiend roten Schnäbeln, schwammen auch genau 14 Kolbenenten auf dem See. Ganz genau genommen 11 Männchen mit rotem  und 3 weibchenfarbene mit dunklem Schnabel. 2 davon allerdings schon mit rosafarbenen Subterminalabzeichen.
14 Red-crested Pochards, 24.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Red-crested Pochards, 24.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
In einem Trupp von ca. 90 Reiherenten hielten sich ein schlichter Schwarzhalstaucher und 3 Spießenten auf. Die üblichen Möwen, 12 Alpenstrandläufer und mindestens 9 Sandregenpfeifer bevölkerten das Südufer. Über 30 Eichelhäher jauchzten und flogen zwischen den Bäumen und Büschen umher und immer wieder erklangen die Flugrufe von Feldlerchen und Wiesenpiepern. Zwei mal rief auch eine Heidelerche. 7 Misteldrosseln rasteten auf dem dem See vorgelagerten Grünland und flogen unter typischem Scharren ab und ab und an erklang auch der Zugruf ihr kleineren Verwandten, der Singdrosseln. Mindestens eine Wacholderdrossel tschackerte im Gehölz und die nasalen Rufe von Erlenzeisigen waren im Hintergrund zu vernehmen. Abends bot sich dann ein schönes Schauspiel, als mindestens 8500 Rauchschwalben aus der untergehenden Sonne in einem breiten Band flach über den See geflogen kamen, sich später zerstreuten um gemeinsam Fluginsekten zu jagen. Dies lockte auch einen Baumfalken an, der allerdings recht schnell wieder verschwunden war. Ein Fischadler zog noch seine Kreise und mindestens 3 verschiedene Seeadler kamen im Laufe des Tages in regelmäßigen Abständen zur Stippvisite, oder ruhten in irgendwelchen Bäumen in der näheren Umgebung. Am nächsten Morgen Hochnebel und tote Hose, sieht man mal von einem adulten Seeadler, einer klassischen Steppenmöwe, einigen Entengruppen weit draußen und ca. 2800 nordischen Gänsen ab, die sich, scheinbar in der Nacht gekommen, entlang des Nord-Ostufers aufhielten und nachdem ich meinen Kaffee getrunken hatte, schon wieder verschwunden waren.
White-tailed Eagle, adult, 25.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Caspian Gull, adult 25.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
high fog and coffee, strong, 25.09.2014 Gülper See, Brandenburg; Germany
Der Tag verlief ruhig und als sich am späten Nachmittag die Regenwolken verdichteten und es immer wieder kräftige Huschen tat, trat ich den Heimweg an.

Bis bald...

Donnerstag, 4. September 2014

Meine Auflösung der Möwen von Gravelotte...

...einige der Vögel hier für alle diejenigen, die ebenfalls Spaß an der Möwenbestimmung auf Artniveau haben - nun denn, hier meine Herleitungen.
ganz offensichtlich haben wir es hier mit einer diesjährigen Großmöwe zu tun. Der dünne, dunkle, pinselartig verjüngte Schnabel, die langen Flügel mit extrem zugespitzten HS-Spitzen, die dunkle Federboa und das helle Kopf- und Bauchgefieder, stechen sofort ins Auge. Die GAD sind nach außen irregulär hell gemustert und von innen her zeichnet sich eine dunkle Flügelbinde ab. Die meisten Mantelfedern entsprechen im August schon der zweiten Generation und auch die Schirmfedern haben das typische sichelförmige Muster - eine K1 Steppenmöwe!
Zu diesem Vogel muss ich nicht viel sagen. Unter anderem die Körperproportionen mit kleinem Kopf und dickem Bauch, der parallelkantige, lange, filigrane Schnabel und das dunkle Knopfauge weisen diese adulte Möwe als klare Steppenmöwe aus.
© Steve Klasan
Der nächste Kandidat ist schon etwas älter als der auf dem ersten Foto. Die Armdecken der zweiten Generation wirken sehr hell, auf dem Mantel erscheinen schon die ersten grauen Federn der dritten Generation. HS 9 und 10 wachsen noch, alle HS sind frisch, entsprechen also der zweiten Generation. Der zweifarbige Schnabel, die langen Beine, die hellen Unterflügel und die dunkle Federboa lassen hier wieder eine Bestimmung als Steppenmöwe zu. So bullig wie das Tier einher kommt, kann man sogar von einem Männchen ausgehen. Die Ringkombi bestätigt die Diagnose - Steppenmöwe K2, nestjung beringt am 07.06.´13 am Gräbendorfer See in Südbrandenburg.
Das ist trotz des dunklen Auges und der langen Flügel eine adulte Sturmmöwe ;)
Diesen Vogel kann man mit seinem großen, eckigen Kopf, dem schweren, parallelkantigen, stumpfen, dottergelben Schnabel mit sattem roten Gonyseck, den ausgedehnt schwarz gefärbten HS-Spitzen mit schwarzem Subapikalband auf HS 10, der warm gelben Iris, den gelben Beinen und der vergleichsweise dunkleren Mantelfärbung getrost als adulte Mittelmeermöwe ansprechen.
Die beiden sind trotz ihrer hellen Iriden mit der ausladend weißen HS-Spitze von HS 10 und dem großen, weißen Spiegelfleck auf HS 9, sowie den langen grauen Zungen auf den äußeren HS, dem langen parallelkantigen, spitz zulaufenden Schnabel und ihrer Körperproportion aus meiner Sicht ganz klare Steppenmöwen.
Bei dieser hier wird es etwas schwieriger. Das Rückengefieder und die spitzen HS sprechen für einen K1 Vogel. Insgesamt erscheint die Möwe recht braun gefärbt, mit dunkler Augenmaske, wirkt gedrungen, mit einem klobigen, eher stumpfen Schnabel und kurzen Beinen, was gut auf Mittelmeermöwe passen würde. Dennoch erkennt man bei genauerer Betrachtung schon eine Aufhellung im proximalen Teil des Schnabels, eine irreguläre helle Zeichnung der GAD und eine, für Mittelmeermöwen in diesem Alter untypische SF-Zeichnung mit eher großflächig, sichelförmig, hell gefärbten Spitzen. Der klar kontrastierende dunkelbraune Kragen kommt in der Form bei michahellis so wohl auch nur selten zum tragen. Es ist also scheinbar tatsächlich eine K1 Steppenmöwe. Die Ringkombi würde diese These noch untermauern, wurden solche Ringe doch 2013 und 2014 in Möwenkolonien in Minsk / Weißrussland und der Ukraine verwendet.
Das vorletzte Bild zeigt im Vergleich eine klassische K2 Steppenmöwe (links) und eine K2 Silbermöwe und zum Abschluss noch ein schönes Potpourrie aufgenommen von SK...
Beste Grüße - Bert...

Anfang September...

Ich grüße euch!
Mein geschätzter Freund SK und ich nutzten die ersten Tage im September 2014 für eine ruhige Fahrt durch´s Havelland. Zuerst stoppten wir am Tebelsee, wo wir eine fliegende Mittelmeermöwe im zweiten Kalenderjahr entdeckten. Ansonsten gab es hier, bis auf ca. 1600 Graugänse, nicht viel zu sehen, ausgenommen eines wohl letzten Pirols in diesem Jahr, der uns auf dem Hinweg zwischen Zachow und See vor´s Fernglas geflogen kam. In der Feldflur nördlich von Zachow wird einem unweigerlich bewusst, dass langsam der Herbst Einzug hält. Über den abgeernteten Äckern kreisten Mäusebussarde und Rotmilane und auch für Turmfalken scheint reichlich Nahrung vorhanden zu sein. Mindestens 8 Exemplare waren im Gebiet zu beobachten, einzig es fehlten die erhofften Weißbürzelweihen. In den Pflaumenbüschen am Rande der Agrarwege saßen noch einzelne Neuntöter und ob der Raubwürger noch ein Reviervogel war, oder sich schon auf dem Zug befand war nicht ganz klar. Auf dem Weg nach Garlitz besorgten wir uns an geheimer Stelle etwas zum Abendessen - hat jut jeschmeckt!
Dazu gab´s gebratene Schirmpilzschirme und Pils. ImVorfeld konnten wir in den Garlitzer Wiesen neben einem alten Seeadler, Bussarden, Rotmilanen und Turmfalken nur ein adultes Kornweihenweibchen und ein ebenfalls adultes Sperberweibchen, welches sich einen von den ca. 1800 anwesenden Kiebitzen gegriffen hatte, feststellen. Am Gülper See standen auf der Landzunge vor´m Turm um die 30 Steppenmöwen, mindestens 2 Mittelmeermöwen und 3 Silbermöwen. Limikolenzahlen zu erheben gestaltete sich aufgrund der zuhauf anwesenden Graugänse und Kormorane ziemlich schwierig, auch wenn der Seeadler desöfteren für Unruhe unter diesen Gesellen sorgte. Allerdings konnten wir zwischen den ca 5400 Graugänsen schon jeweils eine Tundrasaatgans und eine Blessgans herauspicken. Von der scheinbar vorjährigen und schon etwas länger anwesenden Weißwangengans gelang mir ein ganz ansehnliches Foto im flachen warmen Abendlicht - ebenso von diesem wunderschön gefärbten Steinschmätzer.
An unserem Lagerplatz riefen ein Kleinspecht und Beutelmeisen und als die Sonne untergegangen war, raspelte ein Biber unablässig und unüberhörbar sein Holz. Zwei Flussuferläufer sowie Bekassinen kamen rufend vorübergeflogen, ebenso eine Rohrdommel und ein Regenbrachvogel. Später in der Nacht meldete sich noch ein Waldkauz, es können aber auch zwei Rufer gewesen sein.
© Steve Klasan
© Steve Klasan
Am Morgen danach, oder besser gegen Mittag, begaben wir uns nochmal an den Gülpi. Jetzt waren weniger Gänse und Kormorane zugegen, was von Vorteil war, um die Limis ausfindig zu machen und zu zählen. Es hielten sich also am 03.09.2014 am Südufer des Gülper Sees 5 diesjährige Zwergstrandläufer, 2 diesjährige Sichelstrandläufer, 6 diesjährige und 2 adulte Alpenstrandläufer, ein adultes Kampfläufermännchen, 6 Sandregenpfeifer und ein Dunkler Wasserläufer auf, welcher allerdings nur durch seine Rufe auf sich aufmerksam machte und sich scheinbar zwischen dem verbliebenen Großgeflügel herumdrückte. Auf der Rücktour in Garlitz dann noch ein rastender, adulter Brachpieper und ein ebenfalls adulter Goldregenpfeifer zwischen den Kiebitzen.

Leider waren nur relativ wenige Vögel unterwegs, sieht man einmal von den Graugänsen und Kormoranen am See ab. Das Pareyer Luch liegt komplett trocken und bietet somit keine attraktiven Flächen für die herbstliche Rast unserer langschnäbeligen Freunde mehr. Vernässte Flächen im Umfeld des Sees sind mir in diesem Jahr nicht bekannt und die Zahlen direkt am Südufer lassen noch zu hoffen übrig...
In diesem Sinne schöne Grüße vom Sternabert...