Sternabert

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Samstag, 15. Februar 2014

Cach, Mich und Tatus...

Tachchen, hier nun die versprochenen Bilder von den adulten, bzw. subadulten Großmöwen der drei Taxa im Vergleich und mit einigen Anmerkungen zur Artbestimmung und Differenzierung. Auch diese Fotos hat mir Steve zur Verfügung gestellt. Die ersten Aufnahmen zeigen eine adulte Steppenmöwe mit klassischer HS-Zeichnung und Körperstatur, mit langen Flügeln, kleinem Kopf und "Buckel". Der Schnabel ist lang, parallelkantig und hat ein steppentypisches, blandes Gonyseck. Dieses "Monster" ist wohl ein Männchen. Schade, dass man auf den Bildern nicht die Bauchlinie in Seitenansicht sehen kann, bei cachinnans imponiert im Flug nämlich oft eine deutliche Brust- und Bauchwölbung.
Caspian Gull adult (21.06.2013), flight
Caspian Gull adult (21.06.2013), flight
Wunderbar zu erkennen die ausladenden hellen Zungen auf den Innenfahnen der äußeren HS, die in dieser Form nur bei Larus cachinnans zu beobachten sind. Die Spitze der äußeren HS ist großflächig weiß gefärbt, HS 9 hat ein sehr großes, weißes Subapikalfeld, auch Spiegel genannt. Bei der Möwenbestimmung werden die HS, nach Mauserverlauf, von innen nach außen gezählt. Die Möwe auf den Aufnahmen befindet sich in aktiver HS-Mauser. HS 1 ist neu, HS 2 wächst, 3 und 4 fehlen. Auf HS 5 sehen wir ein durchgängiges, relativ breites, schwarzes Subapikalband, welches in dieser Ausprägung i.d.R. nur bei den vormals als Weißkopfmöwen bezeichneten cachinnans und michahellis auftritt. Adulte argentatus haben zumeist keine schwarze Zeichnung auf HS 5, manchmal nur auf die Außenfahne beschränkt, oder schmal, durchbrochen, wie z.B. bei der Vergleichsmöwe auf dem 3. Bild. Einige Steppenmöwen (ich meine mal was von ca. 30% gehört zu haben), so auch unsere, haben helle Iriden, der Großteil allerdings, auch als Bestimmungsmerkmal relevant, dunkle oder gesprenkelte, mit "Pfeffer auf Spiegelei"-Muster. Die Beinfarbe variiert von rosa-grau, über fleischfarben, hin zu gelblich-grün, gelb. Die unbefiederten Partien sind zur Brutzeit naturgemäß am intensivsten gefärbt, müssen die Vögel doch ihren Partner beeindrucken und haben einen Nistplatz zu verteidigen.
Caspian Gull adult (21.06.2013), flight
Herring Gull adult (05.02.2014; Darß-Northern Pomerania), flight
Die hellmantelige Großmöwe mit der maximalen Schwarzausdehnung im Handflügel, sowie dem dunkelsten Grauton im Rückengefieder, ist die Mittelmeermöwe. Auch sie hat, bei geöffneten Schwingen ersichtlich, ein durchgängiges breites, schwarzes Subapikalband auf HS 5. Die helle Spitze der äußeren HS ist ebenfalls mit einer schwarzen Markierung durchbrochen, welche, mit etwas Glück, auch am angelegten Flügel zu sehen ist. Beachte, im Folgenden, außerdem das Kopfprofil, die verhältnismäßig kleinen Apikalflecken, die lange Handschwingenprojektion, den wuchtigen Schnabel und den roten Orbitalring. Der Vogel auf dem 2. Beispielbild hat nur einen ganz winzigen Spiegel auf HS 9, welcher i.d.R. auch bei michahellis etwas größer ausfällt, jedoch nie die Ausmaße wie bei cachinnans und argentatus annimmt. Auf der Unterseite der geöffneten Flügel schön zu erkennen, die oben angemerkte Schwarzausdehnung. Die 3. Aufnahme zeigt eine Mittelmeermöwe mit möglicherweise fortgeschrittener Mauser im 4. KJ -> 3. So., meiner Ansicht nach ist sie jedoch eher schon im 5. KJ, also eigentlich adult, mit noch eizelnen immaturen Relikten im Bereich von Alula und äußeren Handdecken.
Yellow-legged Gull adult (01.04.2010; Krk, Croatia), strolling
Yellow-legged Gull adult (21.06.2013), open wings
Yellow-legged Gull 4th cy (03.04.2010; Krk, Croatia), flight
Zum Abgleich noch eine Mittelmeermöwe im 4. KJ. Ein subadultes Tier, welches im nächsten Jahr sein komplettes Erwachsenenkleid tragen wird. Die Zeichen ihrer Jugend sind schnell ausgemacht: dunkle Handdecken, einige wenige bräunliche 3. Generation Armdecken und Armschwingen, sowie dunkle Schnabelmarkierungen. Der Schwanz ist schon komplett weiß und die schwarz pigmentierten HS-Anteile reichen bis auf HS 4. Der auf der linken HS 9 zu erkennende weiße Spiegel ist rechterhand noch nicht vorhanden.
Yellow-legged Gull subadult (20.03.2011; Croatia), flight
Fehlen noch ein paar Bilder von klassischen adulten Silbermöwen, die man im Winterhalbjahr schon anhand der individuell mehr oder weniger ausgeprägten Kopfstrichelung problemlos von den beiden anderen Arten unterscheiden kann. Silbermöwen kommen auch in ihren Körperproportionen kompakter daher, sind kurzflügeliger und kurzbeinig. Ihre Apikalflecken, die hellen Spots an den HS-Spitzen, sind recht groß, die Mantelfärbung hellgrau und die Beinfarbe weniger variabel als bei adulten Steppenmöwen, zumeist rosa, pink. Der Schnabel weist ein prominentes Gonyseck auf und wirkt am unteren Rand zumeist konkav geschwungen. Der Lidring bei Silbermöwen ist gelb, in einigen Fällen orange und je nach Futterangebot und Jahreszeit blasser oder bunter, nie aber tiefrot wie bei michahellis. Die Iriden von argentatus sind blass gelb, wodurch der Eindruck entsteht, dass sie einen besonders stechenden, katzengleichen Blick haben. Die Möwe auf dem 2. Bild scheint carotinoidhaltiges Futter zu sich genommen zu haben. Auf dem Foto der Silbermöwe im Flug sehen wir nur einen klitzekleinen schwarzen Spot auf der Außenfahne von HS 5.
Herring Gull adult (12.12.2012; Darß-Northern Pomerania, Germany)
Herring Gull adult (13.12.2012; Darß-Northern Pomerania, Germany)
 Herring Gull adult (13.12.2012; Darß-Northern Pomerania, Germany)
Baltische Silbermöwen können manchmal ganz schön verwirren, sind aber aufgrund der HS-Formel (keine dunkle Zeichnung auf HS 5, große Apikalflecke, vollends weiße Spitze HS 10, großer weißer Spiegel HS 9 und mehr oder minder rechtwinklig auslaufende Schwarzzeichnung auf den Innenfahnen der äußeren HS), der Kopfzeichnung im Winter, der sehr hellen Mantelfärbung, der Körperstatur und der Schnabelform eigentlich ganz gut anzusprechen. Diese gelbfüßigen Vögel haben ihr Hauptverbreitungsgebiet im Ostseeraum, entsprechen der Unterart Larus argentatus argentatus und wurden früher als omissus von der Nominatform abgegrenzt. Heute nennt man sie baltische-, gelbfüßige- oder ommissus-Typ Silbermöwe. Solche Individuen kommen uns auch, neben ihren rosafüßigen Artgenossen, alljährlich im Winter, im Binnenland besuchen. Also sind nicht alle gelbfüßigen, hellmanteligen Großmöwen im Brandenburgischen zwangsläufig Mittelmeermöwen. Zum Ausklang des Posts 2 schöne Aufnahmen von Vögeln dieser Variation.
omissus-type Herring Gull adult (20.10.2011; Darß-Northern Pomerania, Germany)
omissus-type Herring Gull adult (05.02.2014; Darß-Northern Pomerania, Germany)
So, jetzt ist aber ersteinmal Ende im Gelände - die Möwen gähnen auch schon vor sich hin...
Herring Gull adult (05.02.2014; Darß-Northern Pomerania, Germany), yawning
Eine schöne Zeit wünscht der Sternabert...

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