Sternabert

Sternabert

Donnerstag, 6. März 2014

Meine Freunde...

In der Havelaue bieten sich momentan gute Gänsebeobachtungsbedingungen. Es sind schätzungsweise um die 16500 bis 19000, vornehmlich Blessgänse (Anser albifrons) im Gebiet. Eine artreine Ansammlung von ca. 2620 Weißwangengänsen (Branta leucopsis), konnte ich am 04.03. in den Wiesen südlich von Gülpe beobachten. Insgesamt sind sicher mehr als 5500 Nonnengänse in der Havelaue unterwegs. In fast jedem größeren Blessganstrupp kann man einzelne, bis hin zu hunderten, entdecken. Um die 600 Tundrasaatgänse (Anser fabalis rossicus) stehen vereinzelt in kleineren Rastguppen im Grünland. Zwei vermutlich aus eher östlich, denn skandinavisch gelegenen Gefilden stammende Waldsaatgänse (Anser fabalis fabalis [johanseni?]) grasten, mit hängenden Flügeln, abseits eines Tundrasaatganstrupps und flogen dann, typisch sonor, fagottartig rufend, gemeinsam ab. Scheinbar ein Paar, denn es war ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus, sprich, Größenunterschied zu erkennen. Der Status von johanseni - Waldsaatgänsen ist meines Wissens umstritten, sie sollen, im Gegensatz zu fabalis, einen größeren schwarzen Schnabel mit oranger "Zigarrenbinde" haben, was bei den beiden imposanten Vögeln so auch zutraf, und ihr Verbreitungsgebiet soll sich von den Wäldern des Uralgebietes, ostwärts bis zu denen am Baikalsee erstrecken. Einige Spezialisten negieren die Existenz der von Delacour beschriebenen Unterart und rechnen auch die Vögel aus diesem östichen Verbreitungsgebiet zu A. f. fabalis.
Taiga Bean Geese (A. f. fabalis [johanseni - type?]) adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany), pair feeding
Taiga Bean Goose (A. f. fabalis [johanseni - type?]) adult, male (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
Unter ungefähr 410 Tundrasaatgänsen bei Gülpe war auch noch eine adulte Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) ausfindig zu machen, von der mir ein paar schöne Aufnahmen gelungen sind. Das sollte in den drei Tagen, vom 03.03. bis 05.03., allerdings meine einzige Sichtung eines Vogels dieser Art gewesen sein. Kürzlich wurde wohl eine in Spitzbergen, mit weißem Fußring, gekennzeichnete brachyrhynchus in Sachsen festgestellt - ganz bemerkenswert!
Pink-footed Goose adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
Pink-footed Goose adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
Besonders auffällig fand ich einzelne, wie auf dem zweiten Kurzschnabelbild im Vordergrund abgebildete, sehr hell zimt-/cappuccino-farbene Saatgänse, die regelrecht zwischen den anderen hervorleuchteten und großköpfig, großschnäblig wirkten. Einige von denen wiesen einen beachtlichen "grinning patch" auf. Ähnliche Vögel hatte ich im März 2011 schoneinmal, in kleiner Zahl, bei Päwesin beobachtet und fotografisch verhaftet. Hier auf dem ersten Bild, zum Vergleich, ein schönes Exemplar von damals bei Sonnenschein, wodurch die tatsächliche Gefiederfarbe eindrücklich dokumentiert ist.
probable Eastern Tundra  Bean Goose (serrirostris?)  (09.03.2011; Päwesin-Brandenburg, Germany)
 probable Eastern Tundra Bean Goose (serrirostris?) adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
 probable Eastern Tundra Bean Goose (serrirostris?) adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
 probable Eastern Tundra Bean Geese (serrirostris?) adult (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
Western Tundra  Bean Geese (rossicus) (left), probable Eastern Tundra Bean Goose (serrirostris?)  (05.03.14; Gülpe-Brandenburg, Germany)
Leider hatten wir letzthin am Amur nicht die Möglichkeit, die dort durchziehende und in der nordostsibirischen Tundra brütende Unterart der Tundrasaatgans (serrirostris) - diese kam mir nämlich spontan in den Sinn - in ausreichender Weise zu studieren. Farblich und vom Jizz her, waren bei den ca. 10 bis 15 locker zusammen stehenden Vögeln,  insbesondere auch live seinerzeit in Päwesin und jetzt in Gülpe, für mich allerdings signifikante Unterschiede im Vergleich zu den umstehenden rossicus zu erkennen, die anhand der Aufnahmen, denke ich, auch annähernd nachvollziehbar sind. Ein Vergleichsbild eines fliegenden Vogels vom Amur (leider stark gecroppt), aus der Hand von Steve Klasan.
Eastern Tundra Bean Goose (serrirostris), flight (06.10.13) (Muraviovka Park-Amur region, Russian Far East)
Ob das nun serrirostris sein könnten, oder ob sie in die Variation von rossicus passen, kann ich wiedereinmal nicht mit Bestimmtheit sagen. Ein unzweifelhafter Bless x Saatganshybrid stand, scheinbar zusammen mit seiner Familie, auf einem Acker nahe Strodehne.
Hybrid Goose albifrons x rossicus (05.03.2014; Strodehne-Brandenburg, Germany)
Hybrid Goose albifrons x rossicus (05.03.2014; Strodehne-Brandenburg, Germany)
Zwei fehlfarbene eurasische Blessgänse (anser albifrons albifrons) rasteten in der Nähe von Wolsier in den Wiesen. Bei derjenigen mit dem weißen Brustschild sind lustiger Weise nur die rechten beiden äußeren Handschwingen ebenfalls weiß gefärbt. Die andere hat mehr Weiß in den Flügeln, ist sonst jedoch ziemlich unauffällig.
Greater White-fronted Geese (04.03.2014; Wolsier-Brandenburg, Germany), missing colours
Greater White-fronted Goose (04.03.2014; Wolsier-Brandenburg, Germany), missing colours
Flock of Twites (04.03.2014; Pareyer Luch-Brandenburg, Germany)
Am Heuweg, im Pareyer Luch, gab es am 04.03. 62 Berghänflinge (Carduelis flavirostris) in einer Weide, zeitgleich wurden ein Stück entfernt wohl 70 Individuen in einer Pappel beobachtet. Morgens zeigte sich am selben Tag ein adulter Silberreiher (Ardea alba) im Prachtkleid mit roten Tibiae und dunklem Schnabel bei vollem Balzgehabe mit abgespreizten Schmuckfedern. Eine schöne Erscheinung - hatte ich so vorher noch nicht gesehen. Die oder der Verehrte allerdings noch mit gelbem Schnabel und dunklen Beinen, außerdem eher "unterkühlt" wirkend. Nach der Sichtung einer fliegenden Rothalsgans (Branta ruficollis), in einem Trupp durch zwei Mäusebussarde (Buteo buteo) aufgescheuchter Bless- und Weißwangengänse, trat ich dann am 05.03., gegen späten Nachmittag hin, die Heimreise an.

Bis demnächst...

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