Sternabert

Sternabert

Mittwoch, 19. Juni 2013

Kleine Sensation - Buschspötter bei Potsdam...

Gestern, am 18.06., ereignete sich wieder einmal einer der Momente im Leben eines Vogel- freundes, die den Puls gewaltig in die Höhe treiben. Quakbox abgehört und die liebliche Stimme von M.L. drauf: "Buschspötter bei Gatow". Etwas später dann, gegen 18:15 Uhr, Anruf in Abwesenheit: die Nr. meines Kumpels S.K., den ich auch glücklicherweise relativ zeitnah zurückrief und welcher just in diesem Moment, nachdem er sein Foto-Equipment von Zuhause geholt hatte, wieder zum Ort des Geschehens aufbrechen wollte und mich kurzerhand mitnahm. So fuhren wir zusammen in die ehemaligen Gatower Rieselfelder, wo u.a. Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Neuntöter (Lanius collurio), Dorngrasmücke (Sylvia communis), Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris), Goldammer (Emberiza citrinella), zwei Wachtelkönige (Crex crex) und eben auch unser eigentlich sehr viel weiter östlich vorkommender Spötter anzutreffen waren. Der Gesang des Buschspötters (iduna caligata) ist recht auffällig und sticht sogleich aus dem gewohnten, einheimischen Vogelkonzert in einem solchen Habitat heraus. Unser Kamerad setzte sich desöfteren mehr oder minder frei in einen trockenen Holunderbusch, sang, lieferte sich kleine Scharmützel mit den ortsansässigen Braunkehlen und verschwand zuweilen in der Vegetation am Boden. Leider war der Sonnenstand etwas hinderlich, so dass mir nur mäßige Belegaufnahmen gelangen, die ich hier u.a. in einer kleinen beschrifteten Montage zum Besten geben möchte.

Auf dem ersten Bild ist unser Zweigsänger leider überwiegend verdeckt. In der Montage sind einige artspezifische Merkmale einigermaßen abgebildet und gekennzeichnet. Der Schnabel zeigte im Feld, je nach Haltung und Lichteinfall, einen dunklen First und die typische dunkle Spitze. Zu guter Letzt noch ein Link zum Gesang des Vogels und erheblich brillanteren Fotos. Soweit mir bekannt ist, ist das die erste Beobachtung dieser Art für Brandenburg, auch in ganz Deutschland kann man dokumentierte Nachweise, über die Jahre, an einer Hand abzählen. Somit wird der Buschspötter hierzulande als "Ausnahmeerscheinung" eingestuft. Und das Ganze Mitte Juni, direkt vor der Haustür! Ein Hahn in höchster Balzstimmung! - Sachen gibt´s...

Zürnt, Freunde nicht, wenn Spötter euch verlachen,
erwidert lächelnd ihren Spott, und wisst:
Der Spötter Witz kann nichts verächtlich machen,
was wirklich nicht verächtlich ist.                                                        Friedrich von Bodenstedt

Allerbestens - der Sternabert... 

Mittwoch, 12. Juni 2013

Schottland im Juni...

Liebe Leute, am 1. Juni machten sich vier Jungs aus der Potsdamer Fachgruppe und meine Wenigkeit auf, um den Norden von Great Britain aus avifaunistischer Sicht zu erkunden. Wir landeten am frühen Abend in Edinburgh, holten unsere "Mystery machine" ab und erreichten als erstes Etappenziel und gleichzeitiges Nachtlager Loch of Lowes, wo wir u. a. unsere ersten Rothühner (Alectoris rufa) einen revieranzeigenden Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), einen tremolierenden Waldkauz (Strix aluco) und die in Schottland allgegenwärtigen Austernfischer (Haematopus ostralegus), Fitis (Phylloscopus trochilus), Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) und Rotkehlchen (Erithacus rubecula) feststellen konnten.
Morgens noch Eis auf dem Zelt, aber ansonsten Bombenwetter an allen Tagen. Nach dem ersten Kaffee weiter in die  Highlands Richtung Braemar und dann zum Loch Muik. Auf dem Weg Rotschenkel (Tringa totanus) , Großer Brachvogel (Numenius arquata) und Kiebitze (Vanellus vanellus) mit schon ziemlich reifen Pulli. Auch unsere ersten und erstaunlicherweise auch letzten 2 Steinadler. Ein Totfund am Spülsaum von Loch Muik bot uns die Chance, ein weibliches, schottisches Birkhuhn (Lyrurus tetrix) mal etwas näher zu betrachten, lebendige sind uns später selbstverständlich auch noch begegnet.
Denn dort in der Nähe fanden wir unweit von unserem Lager in einem wunderschönen Glen gelegen, eine Birkhahn-Balz-Arena mit 20 Protagonisten. Ein adulter Merlinterzel (Falco columbarius) strich an uns vorüber. Später ließen sich in Zeltnähe auch noch 5 weitere Birkhähne nieder, um uns in den Schlaf zu kollern. Die Tage sind lang in Schottland und z.T. auch recht anstrengend.
Am Morgen Katzenwäsche im Hügelbach und weiter zu den Orkney Inseln, nicht ohne auf dem Weg Schottisches Moorschneehuhn (Lagopus lagopus scotica), Ohrentaucher (Podiceps auritus), den im Havelland fast allgegenwärtigen, in Schottland aber nur mit ca. 200 Paaren vertretenen Fischadler (Pandion haliaetus)  und Loch Ness gesehen zu haben. Überall steht nach Aprikose und Mandel duftender, dottergelber Ginster und direkt am Ufer des Lochs ein Horst voller junger Mäusebussarde (Buteo buteo).
Die letzte Fähre zu den Inseln war dummerweise schon ausgebucht und ohnehin haben die Fährleute schottische Preise erhoben. Während der Verhandlungen im Hafen überflogen uns die ersten Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) und Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis). Also kurzerhand weiter nach Castletown um von dort aus auf die vorgelagerte Halbinsel zu gelangen und schön Eissturmvögel (Fulmarus glacialis), Trottellummen (Uria aalge), Tordalken (Alca torda), Papageitaucher (Fratercula arctica) und Gryllteiste (Cepphus grylle) zu beobachten und würzige Atlantik-Luft zu atmen. Birkenzeisig (Carduelis flammea), Berghänfling  (Carduelis flavirostris) und Strandpieper (Anthus petrosus) vertraten die Gruppe der Singvögel. Letztere bauen ein ähnlich auffälliges, wenn auch trotzdem gut verstecktes Nest wie der Wiesenpieper (Anthus pratensis). Blaue Stunde.
Dienstag in der Frühe bezauberte uns dieser prächtige Sterntaucher (Gavia stellata) bei absoluter Windstille ein paar 100 Meter entfernt von der Steilküste. Das moorige Wasser des Sees nebenan erfrischte uns für den Tag und auch unsere ersten sicheren Schmarotzerraubmöwen (Stercorarius parasiticus) konnten wir bei diesem herrlichen Wetter dingfest machen. Auf zur nächsten Vogelinsel namens Handa, auf dem Weg dorthin ein obligates Vollbad im kalten Atlantik und ein Marsch am Strand entlang, durch Wanderdünen zum Plateau mit brütenden Eissturmvögeln, Dreizehenmöwen, vorbeiziehenden Basstölpeln (Morus bassanus), Berghänflingen u.s.w. An anderer Stelle auch wieder Birkenzeisig und Strandpieper.
Abends im hochmoorigen Hügelland bei Scourie Bay angekommen. Auf den vielen kleinen Moortümpeln konnten wir leider kein erhofftes Odinshünchen finden. In der Dämmerung balzte aber schön ein Flußuferläufer und auch das Schottische Moorschneehuhn ließ seine charakteristische Rufreihe erklingen. Nachts schlichen sogar ein paar dieser adretten Raufußhühner um unser Zelt, so dass man die knapsenden Fressgeräusche hören konnte, so nah waren die! Unser Boot sollte um 9.°° Uhr gehen, leider hatten wir erneut kein Glück, denn der Motor des Kahns hatte für unbestimmte Zeit den Geist aufgegeben. Einige engl. Ornis warteten wohl schon 3 Tage in der zugegebenermaßen beschaulichen Bucht. Also nochmal von Nord-West in die Highlands mit erfolgloser Suche Nach dem Auerhuhn (Tetrao urogallus) im Glenmore Forest. Meine Sekundenbeobachtung eines großen schwarzen, im Blaubeergestrüpp landenden Vogels in einer ungünstigen Minute, konnte man nicht zählen. Wer kann sich als erster den engl. Namen "Capercaillie" merken und das dann auch noch korrekt aussprechen? Auch der Kreuzschnabel musste unbestimmt bleiben. Über unserem nächtlichen Camp kreuzte eine balzfliegende Waldschnepfe. Tags darauf ging es auf die Hochplateaus des Ben Macdui. U. D. entdeckte den Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus), als erster. "Da fliegt er!" "Wo?" "Na da vor dem Berg!" "Achso!" "Jetzt isser hinter der Kuppe verschwunden." "Welche Kuppe?" Nun ja, mit etwas Glück und Geduld konnte ich dann noch einen brütenden Mornell in der weiten, steinigen, kurzrasigen Fläche entdecken. Im Vorfeld kamen noch Alpenschneehuhn, Schneeammer und Ringdrossel auf unsere Liste.
Mein persönliches Highlight war der Mornell, nicht zuletzt, weil die sich, wenn ersteinmal entdeckt, beim Brutgeschäft bestens beobachten lassen. Bei Mornellregenpfeifern sind die Geschlechterrollen, bezüglich der Brutbiologie, vertaucht. Das Weibchen legt zwar die Eier, und brütet am Anfang und am Ende der Saison gegebenenfalls zuweilen mit. Das Männchen übernimmt jedoch den ganz überwiegenden Teil der Brut- und Jungenpflege. Die zwei Gipfelstürmer der Gruppe mussten leider ohne eine Mornellsichtung die Heimreise antreten.
Eine Seevogelinsel sollte es dann aber doch noch mal sein und so hatten wir am Vortag schon beschlossen, am Freitag, in Nord-Ost-England, die Farn Islands zu besuchen. Die vorletzte Nacht verbrachten wir allein, zusammen mit ein paar Schafen, auf einem echten engl. Zeltplatz. Leider waren genau jetzt die Energiekapazitäten meiner Kamera erloschen und das Lademodul im Auto funktionierte nicht. Daher werde ich in nächster Zeit Bilder von meinen Kameraden nachreichen, die ihre Accus erst auf den Inseln endladen haben und mir sicher ein paar schöne Bilder zur Verfügung stellen werden. Alles unglaublich geringe Distanzen und wunderschöne Tiere. Nur stinken tun sie etwas. Auf der Seeschwalbeninsel konnte ich zwischen mehreren hundert Küsten- und Flussseeschwalben auch eine Rosenseeschwalbe (Sterna dougallii) entdecken, welche von der anbei stehenden Insel-Rangerin bestätigt wurde. Sie hatte am selben Morgen zwei Individuen dieser seltenen Art an gleicher Stelle beobachtet. Die hätte ich zu gerne fotografisch verhaftet - so kann´s gehen.
14.06.: Uwe hat mir ein paar seiner Bilder für den Blog zur Verfügung gestellt. Fangen wir doch gleich mit den Seeschwalben aus Northumberland an. Hier überwiegend Küstenseeschwalben (Sterna paradisaea) und einzelne Flussseeeschwalben (Sterna hirundo). Die Rosenseeschwalbe ist nicht dabei. Auch Brandseeschwalben (Sterna sandvicensis) brüten zentral auf einigen der kleinen Inseln.
Trottellummen, Tordalke, Papageitaucher, Eiderenten, Eissturmvögel, Dreizehenmöwen, Heringsmöwen (Larus fuscus graellsii), Silbermöwen (Larus argentatus argenteus), Krähenscharben und Wiesenpieper schreiten ebenfalls zur Brut und geben sich nebenher z.T. noch als relativ gelassene Fotomodelle.
Auf dem letzten Bild die Hauptinsel der Farn Islands vom Boot aus und zum Abschluss des ganzen Berichts noch ein Porträt vom possierlichen Clown Puffin...
 Cheerio!