Sternabert

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Sonntag, 29. September 2019

Spatelraubmöwe - arktischer Besucher am Gülper See...


Hallo zusammen,

die Gänsesaison hat ein weiteres mal begonnen und am 24.09. bot sich sowohl Mittags, als auch am Abend, bei sommerlichen Temperaturen an meinem Lieblingssee, gute Gelegenheit um sich Gänse satt im besten Licht anzuschauen. Mittags war der See flächendeckend belegt, wobei sich ca. 6000 Graugänse hauptsächlich im Westteil des Sees und entlang des Südufers aufhielten. Von der Seemitte in den Ostteil hinein schwammen um die 27000 Tundrasaatgänse - eingestreut ca. 4500 Blessgänse. Die ersten 3 adulten Kurzschnabelgänse versuchten in dem Getümmel zusammen zu bleiben und 4 Weißwangengänse bildeten die Vorhut für die vierstelligen Zahlen im Winter im Luch. Ein Bless-xWeißwangengans-Hybrid und eine junge Brandgans seien am Rande ebenfalls aufgeführt, wie auch die ersten 5 Gänsesäger der Saison. Gegen 18:00 Uhr hatten sich die meisten Gänse zum Fressen oder Weiterziehen aufgemacht und auf der freien Seefläche hatten sich 2 adulte Baltische Heringsmöwen, die im hohen Norden beheimatete Nominatform der Heringsmöwe niedergelassen - durch ihre filigrane, kontrastreiche, langflügelige Erscheinung eine der schönsten Möwenarten/-unterarten wie ich finde. Weitere gute Bestimmungsmerkmale für diese ssp. sind die schwarze Mantelfärbung mit bräunlichem Einschlag, die lange HSP, die sich durch die noch gänzlich unvermauserten äußeren HS ergibt, die praktisch keine hellen Apikalspots mehr aufweisen. Grundsätzlich waren all meine fuscus-Beos am Gülper See immer nur von kurzer Dauer und auch diesmal flogen die Vögel, nach relativ knapper Beobachtungszeit von ca. 5 Minuten. alsbald nach Osten ab. Alpenstrandläufer, Fluss- und Sandregenpfeifer, Dunkle Wasserläufer, Grünschenkel, Bekassinen, Kiebitze und Kampfläufer vertraten die Limi-Zunft am Spülsaum am Südufer und am 26.09. ruhte eine juvenile Raubmöwe weit entfernt im nordwestlichen Bereich auf dem Wasser vor den Schilfwäldern des Nordufers. Im Flug gesehen, kamen  aufgrund des Gesamteindrucks nur zwei Arten infrage - Schmarotzer- oder Spatelraubmöwe. Auffällig gleich, die recht stabile, ruhige, möwenartige Flugweise und die massige, breitflügelige Erscheinung. Die Gefiederfärbung wirkte einheitlich sehr dunkel braungrau mit deutlichen Aufhellungen jeweils nur an den Flügelspitzen. Erfreulicherweise zeigte sich der Vogel später recht fit und agil, gab sich ausgiebigem Komfortverhalten hin und schmarotzte ungeniert bei den doch etwas größeren und nicht als zimperlich bekannten Steppenmöwen - mit einigem Erfolg. Als die RaMö das erste mal zur Körperpflege wässerte, befand sie sich schon in einer passableren Beobachtungsdistanz. Immer wieder zeigte sie ihre zwei mittleren, nur unmaßgeblich verlängerten und stumpf abgeschnitten wirkenden mittleren Schwanzfedern am gespreizten Stoß, jetz auch schön zu sehen die kontrastreich gezeichneten schwarz weißen USD und die auf hellem Braunton dunkel gemusterten OSD. Der einheitlich dunkle rund und schwer wirkende Kopf, sowie die nun gut erkennbare Unterflügelzeichnung mit "doppeltem Halbmond" im Handflügel, gebildet von der hellen Basis der HS, sowie der, der großen Unterhanddecken und Schwarz-Weiß-Musterung der Unterarmdecken machten eine Bestimmung als Spatelraubmöwe jetzt sicher. Der Vogel zeigte sich dann zu großer Freude noch so kooperativ, dass er sich einen großen Barsch schmarotzte und diesen "häppchenweise" auf Grünland am Südufer in bester Beo-Entfernung zu kröpfen, um sich nun satt und zufrieden anmutend zur Ruhe niederzulassen.
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019 © Martin Miethke
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 26.09.2019 © Martin Miethke
Am nächsten Tag hatte es sich eingeregnet, der See breitete sich gänseleer, ruhig und spiegelglatt vor dem Beobachter aus. Nur die dicken Regentropfen fielen ins Laub und hier und da zeterte mal eine Meise, oderes riefen Buchfinken oder Erlenzeisige. Vom See her vereinzelte Rufe von Pfeif- oder Schnatterenten. Auch die Spatelraubmöwe war noch da und hatte ganz gute Ausbeute - wie schon am Vortag. Das folgende Bild ist wohl das letzte existierende Foto von unserer arktischen Freundin,
Spatelraubmöwe (Stercorarius pomarinus) 1. KJ, Gülper See, Brandenburg 27.09.2019
denn nur wenige Minuten später geriet sie in einen intensiven Klinsch mit einer Steppenmöwe, der verhakt und flatternd im Wasser fortlief. Dies bemerkte ein junger Seeadler, der schnurstracks, dicht über der Wasserfläche auf das Geschehen zuflog, im wahrsten Sinne des Wortes in den Kampf eingriff, die Skua erwischte und schließlich an den Spülsaum trug um umgehend mit dem Rupfen und Kröpfen seiner Beute zu beginnen - harte Zeiten in Brandenburg und ich muss gestehen, die Szene hinterließ mich nicht ganz unbeeindruckt. Den überwiegenden Teil der Möwe verspeiste dann ein adulter Seeadler, der die letzten Reste unserer arktischen Schönheit auf den See verschleppte...

Horrido...

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