Nu sind se bald wieder weg...
In der mittleren Havelniederung geht es zur Zeit zu, wie auf einem Verladebahnhof. Die Gänse kommen und gehen und man merkt ihnen ihre buchstäbliche Zugunruhe regelrecht an. Konkrete Zahlen sind schwer zu eruieren, einige Tausend kann man sich im Tagesverlauf, rund ums Päwesiner -/Wachower Lötz jedoch mit Sicherheit anschauen. So saß ich denn am Nachmittag des 01.03. auf einer offenen Jägerkanzel am Rande des Päwesiner Lötz und musterte Blessgänse, als gegen 16:10 Uhr eine einzelne Gans laut rufend aus Süd direkt auf mich zugeflogen kam. Die Laute unterschieden sich merklich von den gängigen Rufen von Bless- oder Saatgänsen und hatten einen lauten, klaren, eindrücklich "bellenden" Charakter. Ich würde sie am ehesten mit "kwäja, kwäja, kwäja" umschreiben, so hab´ ich es dann auch in mein Notizbuch geschrieben. Natürlich wollte ich sogleich einen Tonbeleg anfertigen, doch auf die Schnelle fand ich den Recorder nicht in meinen vielen Taschen und als die Gans direkt über mir eindrehte und wieder zurück flog, musste ich mich zudem sputen, sie mit dem Spektiv einzufangen und meinen Anfangsverdacht optisch zu bestätigen - weit abseits des in optimaler Beobachtungsdistanz, auf überstautem Grünland sitzemden Blessganstrupps, landete eine adulte Zwerggans zwischen einigen hundert Tundrasaatgänsen, auf einem Rapsschlag, wobei ich Größe und Körperbau, Blesse und zentrierte Bauchzeichnung gut erkennen konnte. Kurz nach seiner Landung war der Zwerg allerdings auch schon wieder im Getümmel verschwunden und so blieb diese Beo. ohne Beleg. Hätte ich meinen Ansitz in Richtung Rapsschlag verlassen, wären die Blessgänse unweigerlich davon geflogen und hätten die Saaten, nebst der erythropus-Gans, sehr wahrscheinlich mitgezogen. Es kam umgekehrt, Die Tundras wurden von einer Ponyreiterin mit Zweitpony und Hütehund hochgemacht und zogen meine Blessen mit. Nicht so wild, mit meiner Ruhe war es sowieso vorbei und ein wenig geärgert hab´ ich mich auch - wegen der vermasselten Tonaufnahme...
Ich bin den abgeflogenen Gänsen dann noch hinterhergefahren, konnte das Objekt der Begierde aber nicht mehr wiederfinden.
Abends kam dann ein großer Teil der Gänse zum Schlafen direkt ins Lötz geflogen, anbei auch über hundert Höckerschwäne. Vier Singschwäne flogen rufend Richtung Ost und die ersten Wasserrallen ließen in der frostigen Dämmerung ihre metallene Strophe erklingen. Hier und da Kranichrufe - im Hintergrund das Johlen der Blessgänse...
Morgens wurde ich von einer ziependen Rohrammer geweckt, die auch noch zum Kaffee blieb und mal am Boden herumpickte, oder mich freundlich, aus ihrem Busch rufend, beäugte - ein Weibchen. Dann kamen nochmal neun Singschwäne übergeflogen, wieder geradewegs nach Ost und ich machte mich auf, um erneut und mit frohem Mut den Bereich der, sagen wir mal, leidlichen Zwerggansbegegnung abzuleuchten. Und tatsächlich, auf einer überstauten Wiese, nur wenige hundert Meter vom gestrigen Spot entfernt, stand ein kleiner Trupp Tundrasaatgänse, durchmischt mit einigen Bless-, einer Kurzschnabel- und eben meiner Zwerggans. Als kleine Wiedergutmachung für den zurückliegenden Flop waren die Gänse recht ruhig und so ergab sich u.a. auch eine Artenkonstellation für ein Foto, auf die man in Brandenburg normalerweise sicher auch einige Jahre, wenn nicht sogar sein ganzes Leben zu warten hat...
|
Lesser white-fronted Goose, adult and Pink-footed Goose, adult (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
|
Lesser white-fronted Goose, Pink-footed Goose and Tuntra Bean Geese (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
|
Lesser white-fronted Goose, adult (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
|
Lesser white-fronted Goose, adult (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
|
Lesser white-fronted Goose, adult (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
|
Lesser white-fronted Goose, adult (02.03.´16) Päwesin, Bandenburg; Germany |
Am Ortsrand von Wachow saß noch ein adulter, männlicher Raufußbussard und vier Haubenlerchen sonnten sich an einer Silageanlage in der Nähe. Abends war zwei mal das Rufen von Goldregenpfeifern zu vernehmen und Amsel, Misteldrossel, Feldlerche und Goldammer singen mal mehr, mal weniger zaghaft schon ihre ersten Strophen. Gänse adé - der Frühling kann kommen!
In diesem Sinne, schöne Grüße vom Sternabert...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen