Sternabert

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Montag, 29. Juni 2015

Zwergdommel, Blaukehlchen, Karmingimpel und co...

Hallo liebe Havelauenfans, ich habe es in diesem Frühjahr leider nicht all zu oft an den Gülper See geschafft. Dennoch sind mir im Mai und Juni einige sehr schöne Beobachtungen gelungen. Neben den hier schon berichteten Sachen, gab es in diesem Jahr erstaunlich viele singende Blaukehlchen (Luscinia svecica) an verschiedenen Stellen im Gebiet, die in einigen Fällen auch von weiteren Beobachtern gemeldet wurden. Am 24.05. und auch noch an anderen, folgenden Tagen, sang am Nordufer ausdauernd ein Schlagschwirl (Locustella fluviatilis). Ebendort und leider nur an diesem einen Abend, hatte ich das Glück, zwei Zwergdommelhähne (Ixobrychus minutus) bei ihrem Balzduett belauschen zu können. Nicht ganz alltäglich in den an und für sich für diese Art recht prädestiniert wirkenden Schilfbeständen im nord-westlichen Bereich des Gülper Sees.
Gülper See North - West, Brandenburg; Germany
Am nächsten Tag flogen dirkt vorm Turm am Südufer laut rufend 10 Weißbartseeschwalben (Chlidonias hybridus) vorüber und konnten später mitten auf dem See bei der Nahrungssuche beobachtet werden.
foggy Havel, Gahlbergs-Mühle, Brandenburg; Germany
Am nebligen Morgen des 16.06. (das obige Bild stammt vom Abend davor) pfiff mir beim Kaffeegenuss ein vorjähriges Karmingimpelmännchen (Carpodacus erythrinus) sein freundliches "nice to meet you" entgegen. Der kleine Kerl ließ sich auch kurz im Spektiv anschauen und war nach ca. eineinhalb Stunden Gesangsperformance wieder verschwunden.
Common Rosefinch, 2nd cy male (16.06.0215) Gahlbergs-Mühle, Brandenburg; Germany
An diesem Tag auch ein mutmaßliches Silberreiherpaar (Casmerodius albus) im Prachtkleid am Südufer des Sees, mit Schmuckfedern, schwarzen Schnäbeln und bunten Unterschenkeln. Der rechte Vogel auf dem ersten Bild trägt übrigens kein Holzbein ;)
Great Egrets, breeding plumage (16.06.2015) Gülper See, Brandenburg; Germany
in diesem Sinne
Gruß - Bert...

Donnerstag, 25. Juni 2015

Sturmmöwen: Unterartbestimmung auch in Deutschland möglich?

Hallo liebe Leute,

heute soll es mal wieder etwas tiefer in die Materie gehen. Seit einiger Zeit fragen sich mein Freund SK und meine Wenigkeit, ob es hierzulande im Feld prinzipiell möglich ist, in Winteransammlungen von Sturmmöwen russische Exemplare der Unterart heinei sicher dingfest zu machen. Das Verbreitungsgebiet dieser Subspezies schließt im Osten an das der Nominatform an und erstreckt sich etwa von der Kanin-Halbinsel bis zum Lena-Fluss, also übers zentrale Nordasien. Es gab in der Vergangenheit in Deutschland einzelne Ringablesungen, die belegen, dass "Russian Common Gulls" im Winterhalbjahr in unseren Breiten auftauchen. Möglicherweise ist deren Präsenz sogar stark unterschätzt und deshalb möchte ich an dieser Stelle versuchen, relevante Bestimmungsfeatures zur Abgrenzung von Larus canus canus zusammenzutragen. Praktisch soll dies mit Bildern von wahrhaftigen heinei Sturmmöwen untermauert werden, die Steve während unserer Tour nach Aserbaidschan in deren angestammtem Überwinterungsgebiet am Kaspischen Meer angefertigt hat. Heinei Sturmmöwen sind ob ihrer östlichen Herkunft i.d.R. recht groß und langflüglig. Adulte Tiere haben dunkles, eher gräuliches, denn bläuliches Mantelgefieder, im Vergleich zu canus zu einem höheren Prozentsatz helle Iriden und oft "buntere" und größere/längere bare-parts, sprich Schnäbel und Beine. Ihre Körperhaltung erscheint zumeist "waagerecht" und sie lassen im Gegensatz zu "unseren" Stürmern oft leger ihre Flügel hängen.
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan
Im Flug fiel bei den heinei Möwen am Besh Barmag ein sehr hoher Schwarzanteil in den Handschwingen auf. Ihre Apikalspots waren gemeinhin ziemlich klein, die 3 äußeren HS(10-8) auf den Außenfahnen ganz überwiegend (fast) bis zu den Handdecken schwarz. Bei canus läuft die Schwarzfärbung auf HS8 normalerweise bis zur Hälfte der Strecke aus, höchstens aber bei ca. 70%. Auf HS7 zog sich der Schwarzanteil auf der Außenfahne bei den heinei Möwen am Kaspischen Meer zusätzlich noch bis auf ungefähr 3/4 der Strecke bis zu den Handdecken (bleibt bei canus zumeist unter der Hälfte). Auf HS6 war der schwarze Keil bei den anwesenden heineis eher variabel, zog sich proximal oft bis etwas über die Hälfte der Distanz bis zu den Handdecken, blieb aber bei einigen Individuen auch deutlich darunter. Auf HS5 befand sich in jedem Fall ein durchgängiges, breites, schwarzes Subapikalband, ähnlich wie bei Mittelmeer- oder Steppenmöwen. Einige Vögel in Aserbaidschan hatten sogar schwarze Markierungen auf den Innen- und Außenfahnen von HS4.
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern (underwing) of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Baku; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern (underwing) of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Baku; Azerbaijan © Steve Klasan
Auffällig war ein gewisser (Geschlechts?)Dimorphismus bei den nebeneinander stehenden östl. Sturmmöwen, was eine sichere Ansprache von heinei, sagen wir mal nicht "klassischer", kleinerer Tiere, in unseren Breiten unmöglich machen dürfte. So können doch auch nominate canus Möwen einzelne, oder mehrere der aufgezählten Merkmale von heinei aufweisen und gerade Männchen auch recht groß werden. Daher ist bei der ID nach wie vor Vorsicht geboten und eine kritische Überprüfung der Merkmalskombinationen unverzichtbar. Bei langflügligen Jungvögeln im fortgeschrittenen 1. Winter mit unvermauserten Flügeldecken, einzelnen Jugendkleidfedern im Mantel und einer gewissen Körpergröße, könnte man ggf. eine östliche Herkunft vermuten, doch ist es auch hier ratsam, nur eine Tendenz zu geben, denn auch spät brütende norwegische canus Möwen können im Februar noch so einher kommen. Der ganz überwiegende Teil der Jungmöwen in Aserbaidschan sah Ende Januar so aus.
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Und nun noch ein m.E. klassischer adulter heinei Kandidat vom 13.02.2014 aus Deutschland, genauer aus Berlin, von der Greenwichpromenade am Tegeler See. Fotografiert und mir zur Verfügung gestellt von Winfried Scharlau. Auf dem letzten Bild zum Vergleich eine canus Sturmmöwe vom gleichen Tag, ebendort.
adult heinei Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
adult heinei Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
adult canus Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
Eine detailliertere, auf wissenschaftlichen Fakten aufgebaute Arbeit über dieses spannende Thema ist wohl in Arbeit und wird demnächst veröffentlicht (Anfang 2016 in "Dutch Birding" von Peter Adriaens). Ob sich die feldornithologische Situation aufgrund dieser dann verändert, bleibt abzuwarten...

Gruß - der Sternabert...

Mittwoch, 3. Juni 2015

Geschlechtsbestimmung Steppenweih...

Hallo liebe Weihenfans, die vorjährige Steppenweihe hält sich noch immer im Gebiet um den Buckower Beobachtungsturm auf und wurde dort in der Zwischenzeit schon von einigen Leuten gesehen. Überdies ist die Frage nach dem Geschlecht des grazilen Vogels aufgekommen. Aus diesem Grund und weil einige gute, aussagekräftige Bilder gemacht wurden, möchte ich hier kurz ein paar Erläuterungen zum Thema anbringen. Die anfänglichen Sichtungen ließen vorerst nur eine Artdiagnose zu, wie schon im letzten Post beschrieben. Da Steppenweihen i.d.R. etwas später mausern als Wiesenweihen, hatten wir es mit einem weitgehend im ausgeblichenen Jugendkleid befindlichen Vogel zu tun. In diesem Alter, sprich im Frühjahr des zweiten Kalenderjahres, ist eine Geschlechts-ID bei frei fliegenden Tieren immer noch nur über die Irisfarbe möglich. Die Iriden der Männchen färben schon sehr früh um, sind anfangs gräulich, später gelb - die der Weibchen bleiben noch länger dunkel braun. Im Feld wird eine korrekte Bestimmung der Irisfarbe allerdings oft erschwert, da der Überaugenwulst (Torus supraorbitalis) aus vielen Blickwinkeln einen Schatten über das Auge werfen kann. Das erste stichhaltige, wunderbare Belegbild zum Sexing in unserem Fall gelang C.N. am 27.06. Auf seiner Aufnahme observiert die Weihe den Luftraum über sich und die gelbe Irisfarbe ist einwandfrei zu erkennen, einzelne große Hand- und Armdecken fehlen schon.
Pallid Harrier, 2nd cy male (27.05.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Christian Neumann
Im Vorfeld hatte I.R. schon einmal gelbe Augen bei dem Vogel erkannt. Seine ersten inneren HS hatte der Weih ja schon am 19.05. beim initialen Treffen mit mir abgeworfen, später folgten noch weitere und zum jetzigen Zeitpunkt sind die inneren 5 abgeworfen, wobei die innersten 2 schon wieder neu sind und mit ihrer grauen Färbung nun auch gefiederspezifisch eine Bestimmung als Männchen zulassen. Die Unterflügeldecken, die Rücken- und die Körperfedern sind zwar stark ausgeblichen aber ganz überwiegend, bis auf eine neue, dunkel gebänderte Unterhanddecke, noch immer unvermausert, bzw. abgeworfen. Die brandneuesten und  wie immer sehr schönen Bilder stammen von meinem Freund S.K., der sich heute zusammen mit dem ebenfalls geschätzten Herrn L.P. die schöne und in diesem Kleid in unseren Breiten selten zu sehende Weihe zu Gemüte führte.
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Gruß - der Sternabert...