Sternabert

Sternabert

Mittwoch, 11. Juni 2014

Birding Bulgaria (2)...

Weiter geht´s!
Noch die trocken, mechanisch klingenden mit kurzen Gesangselementen durchstzten Rufe des Balkanlaubsängers im Ohr, erreichten wir die Küstenstadt Pomorie, die in großen Teilen mit ihrem, sagen wir mal, bulgarischen Charme besticht. Der Pomoriesee liegt im Norden der Stadt direkt hinter einem schmalen Strandstreifen zum Schwarzen Meer. Hier kann man vortrefflich schwimmen gehen. Das Wasser ist türkis und nicht viel salziger als das der Ostsee. Komischerweise war der Strandabschnitt während unserer Verweildauer wie leergefegt, wenn es hoch kommt vielleicht 10 Leute weit und breit. Aber eigentlich galt unsere besondere Aufmerksamkeit ja unseren gefiederten Freunden. Stelzenläufer (Himantopus himantopus) und Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) waren zum Teil schon mit Jungen unterwegs. Die Luft war erfüllt vom Krächzen der Brandseeschwalben (Sterna sandvicensis), die sich hier ebenfalls zur Brut niederlassen. Nicht verwunderlich, dass einzelne Individuen beringt sind.
Pomorie beach
Sandwitch Tern, blue CAD (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Tern, orange CAN (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Tern, blue PZ (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Terns,  © Steve Klasan (Pomorie-lake; Bulgaria)
Fluss- (Sterna hirundo) und Zwergseeschwalben (Sterna albifrons) waren zugegen und auch zwei Weißflügelseeschwalben (Chlidonias leucopterus) überflogen die Lagune. Wir konnten Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) und Alpenstrandläufer (Calidris alpina) bestimmen, andere kleine Limikolen waren wegen der wabernden Luftschichten allerdings nicht sicher anzusprechen. Auffällig fand ich die geringe Anzahl an Entenarten. Eine Hand voll Schnatterenten (Anas strepera), wenige Tafelenten (Aythya ferina) und noch weniger Stockenten (Anas platyrhynchos) durchschwammen oder durchflogen die Szenerie. Dafür gab es Brandgänse (Tadorna tadorna) und einen schönen Trupp Krauskopfpelikane (Pelecanus crispus) und unsere Möwenliste wurde von jeweils 2 immaturen Dünnschnabel- (Chroicocephalus genei) und Schwarzkopfmöwen (Ichthyaetus melanocephalus) erweitert. Direkt am Spülsaum des Sees steht ein vogelkundlich orientiertes Besucherzentrum mit netter Besetzung und großzügig überlassener deutscher Bestimmungsliteratur aus den Händen eines renomierten brandenburger Ornithologen im Inventar.
Wir fuhren noch ein Stück, um das Gebiet nocheinmal von Norden her zu durchstreifen. An den kleineren, schilfbestandenen von Äckern und Weinstöcken eingefassten Teichen trafen wir auf Grau- (Ardea cinerea), Purpur- (Ardea purpurea), Nacht- (Nycticorax nycticorax), Seiden- (Egretta garzetta) und Rallenreiher (Ardeola ralloides). Die ersten Rotflügelbrachschwalben (Glareola pratincola) flogen vorüber und ein eher unerwarteter, geschwächter Gast hielt sich in der Nähe von einem Trupp Höckerschwäne auf - eine adulte Rothalsgans (Branta ruficollis). Ebenfalls verletzt oder geschwächt ein Kampfläufer (Philomachus pugnax). Am Nachmittag war mein Sonnenbrand perfekt und wir suchten uns ein Nachtlager auf einer Hügelkuppe kurz vor Dimchevo mit Blick auf ein kleines mit Schilf bestandenes Teichgebiet und einen Teil des Mandrenzko Sees.
Squacco Herons (Pomorie; Bulgaria)
Ustie na reka Izvorska (Burgas;  Bulgaria)
Hier wieder ein Ziegenmelker, die ersten Moorenten (Aythya nyroca), ein Schlagschwirl (Locustella fluviatilis) und der einzige, im ersten Teil schon erwähnte, Seeadler der Reise. Am nächsten Morgen beim Frühstück meldete sich die Zwergdommel (Ixobrychus minutus), die auch schon in der Nacht ihr leises Bellen erklingen ließ. 5 Schwarzstörche (Ciconia nigra) kreisten über dem auf den Bildern zu sehenden Waldstück, wo auch ein Baumfalke (Falco subbuteo) nach Großinsekten jagte. Ebenfalls 5 Zwergscharben (Phalacrocorax pygmeus) trockneten ihr Gefieder auf einem dürren Ast am Zufluss des Pfuhls. Der Hammer waren ca. 190 Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus), die erst am Horizont über Burgas auftauchten, später in einem kleineren Trupp in geringer Höhe direkt über unseren üppig gedeckten Frühstückstisch geflogen kamen. Riesen Tiere, das kann man sagen.
Great White Pelicans (Burgas; Bulgaria)
Great White Pelicans,  © Steve Klasan  (Burgas; Bulgaria)
Einen Tag wollten wir noch am Meer verbringen. Sozopol ist ein etwas südlich von Burgas gelegenes beschauliches Städtchen. Vorgelagert findet sich eine Insel, auf der um die 60 Mittelmeermöwenpaare brüten. Nach einem kurzen Abstecher an die Stautreppe des Mandrenzko Sees, wo ich, durch ihre Rufe aufmerksam geworden, ein Paar Beutelmeisen (Remiz pendulinus) am Nest beobachten und ein kleines Fußbad nehmen konnte, verhandelten wir im sozopoler Hafen eine Überfahrt auf die Möweninsel. Vorweg nahmen wir ein gediegenes Mittagsmahl, bestehend aus gegrilltem Fisch an gebackenem Gemüse und Tintenfischsalat in äußerst vornehmem Ambiente. Rötelschwalben inclusive.
Red-rumped Swallow (Sozopol-harbour; Bulgaria)


Red-rumped Swallow, © Steve Klasan  (Sozopol-harbour; Bulgaria)
Yellow-legged Gull, adult © Steve Klasan (Sozopol; Bulgaria)
Yellow-legged Gull, adult © Steve Klasan (Sozopol; Bulgaria)
Auf der Insel wirklich ausschließlich Mittelmeermöwen, jedoch auch ein Austernfischer (Haematopus ostralegus), sowie einige Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis) - gut für die Liste. Abends am Strand von Primorsko noch Zwergstrandläufer (Calidris minuta) und ein scheinbar weiblicher Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea) im Prachtkleid, sowie süße Träume unterm Schenktisch der leider noch geschlossenen Strandbar. Das Bild stammt natürlich vom Morgen danach.
Little Stint, breeding-plumage (Primorsko-beach; Bulgaria)
Nach dem Aufstehen Kaffee und eine Wanderung im Ropotamo Nationalpark mit Balkanmeise (Parus lugubris), Halbringschnäpper (Ficedula semitorquata) und Zaunammer (Emberiza cirlus), leider ohne Zippammer (Emberiza cia). Ein letztes Bad im Schwarzen Meer und ab, Richtung Südwest einige Stunden durch Niemandsland und über bucklige Pisten. Intermittierend noch ein kurzer Stop im Krämerladen - es war ja schließlich Herrentag...
Ascension Day with bonfire and beer but without Waldi
 ...und Waldi durfte nicht mitfeiern. Dafür haben uns ein paar Goldschakale ein Ständchen gejault, ein prächtiges Maskenschafstelzenmännchen (Motacilla flava feldegg) exerzierte am Spülsaum des Teichs umher und ein Steinkauz suchte unsere Nähe. Für unseren Aufpasser gab´s am nächsten Morgen natürlich noch ´nen fetten Wurschtzippel.

Demnächst wird es bergig...

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