Sternabert

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Freitag, 10. August 2012

OVP vs. HVL

Auch Ostvorpommern hat seine Reize, speziell wenn es um Limikolenzug und Badevergnügen in der Ostsee geht. Ich dachte mir, der junge August sei eine gute Zeit und selbst eine mehrstündige Überlandfahrt kann sich ja ganz interessant gestalten. Kurz hinter der Landesgrenze Brandenburgs, in der Nähe von Röbel, kreisten beispielsweise mehr als 58 Schwarzmilane am abendlichen Himmel und auch die Weißstörche sammelten sich in den umliegenden Wiesen schon zu größeren Zugtrupps. Ich kam erst nachts in den Karrendorfer Wiesen an und wurde sogleich von ein paar im Flug rufenden Sichelstrandläufern begrüßt. Am nächsten Morgen erhielt ich dann allerdings ersteinmal ´ne gehörige Dusche zum Wachwerden. Als der Starkregen dann langsam abzog und ich meine Garnitur gewechselt hatte, kam mäßiger böiger Wind auf. Nichtsdestotrotz konnte ich neben Kiebitzen, Gold- und Kiebitzregenpfeifern sowie deren kleineren Verwandten Fluss und Sand, Rot- und Grünschenkeln, Bruch-, Wald- und Dunkelwasserläufern, Alpen-, Sichel- und Zwergstrandläufern, Knutt, Flussuferläufer, Uferschnepfen, Großen Brachvögeln und Säbelschnäblern, auch zwei Sumpfläufer und einen Temminck beobachten. Am Schilfrand brachte eine nasse ad. Wasserralle ihr Gefieder in Ordnung und wurde ab und an mal von einem jugendlichen Vogel besucht.


Hier links ein Flussre- genpfeifer im JK, rechts ein abfliegender, junger Zwergstrandläufer, welche ab Anfang August bei uns durchziehen, nachdem die adulten den Wegzug schon in der zweiten Julidekade eingeleitet haben.
Die zwei Sumpfläufer blieben natürlich auf Distanz, obgleich sie,
dem Aussehen nach, meine Favoriten unter den Limis sind. Temminck- strandläufer sehen etwas unscheinbarer aus, dieser hier rechts gab sich allerdings sehr fotogen.


Am Peenemünder Haken kann man dann gut in der Ostsee baden und danach ausgiebig Vögel beobachten. Bei ablandigem Wind tummeln sich Großmöwen und Seeschwalben auf den freigespülten Sandbänken und meine Limiliste konnte um 5 Sanderlinge, 8 überfliegende und lauthals rufende Regenbrachvögel, Pfuhlschnepfen und Austernfischer erweitert werden. Mehr als 58 Raubseeschwalben sind schon ein Erlebnis. Wer sie einmal rufen hört, wird dieses Geräusch nie wieder vergessen. Neben größeren Zahlen Fluss- und Brandseeschwalben, konnte ich auch noch zwei Trauer-, 3 Zwerg- und 1 dj. Küstenseeschwalbe bestimmen. Zwischen vornehmlich Silber- und Mantelmöwen hielt sich auch eine ad. Steppenmöwe auf.

Vorm Strand schwammen neben ca. 160 Hauben- tauchern und 32 Bergenten auch 1 Rothalstaucher und 5 Prachttaucher, jeweils im JK, umher. Bachstelzen, Goldammern und Stare nutzen die z.T. mit Schilf bewachsenen Spülsäume zur Nahrungssuche.

Im Peenetal bei Murchin liegen Polder, die im Rahmen eines Projektes zum Schutz des Seggenrohrsängers  naturschutzfachlich betreut werden. Auch hier bieten sich gute Rast- und Brutbedingungen für seltene Vogelarten. So flogen ca. 50 Weißbartseeschwalben umher, die z.T. noch ihre Jungen fütterten. Neben den "üblichen" Watvögeln konnte ich, bei leider erneut eher suboptimalen Beobachtungsbedingungen, 2 sehr helle und vom Körperbau eher filigrane, kaum größer als Bruchwasserläufer erscheinende Exemplare ausmachen. Nach kurzem Marsch und etwas Nachsuche stand die Diagnose dann fest - es waren 2 Teichwasserläufer!

Einer der Vögel erweckte den Einruck, dass es sich um ein jugendliches Tier handeln könnte. Nach Recherche bei ornitho.de stellte sich heraus, dass einige Tage zuvor ebendort auch schoneinmal 1 bzw. 3 Individuen dieser Art gesichtet wurden, wobei man die 3er Gruppe als 2 ad. und 1 dj. bestimmte. Im Juni wurde an gleicher Stelle ein Altvogel im PK gemeldet. Das zusammen könnte man ja schon fast als Grundlage für eine Spekulation bezüglich einer möglichen Brut nehmen, denn auch in diesem Jahr wurde die erste Teichwasserläuferbrut für Deutschland in SH bekannt. Nach Angabe eines befreundeten Ornis haben in jenen Poldern in 2012 sogar Stelzenläufer gebrütet. Die letzten Seggenrohrsänger allerdings bedauerlicherweise nur bis 1975.
Nebenbei nahmen 22 Rothirsche im Rudel nicht die geringste Notitz von mir,  nutzten das offene Gelände und ließen sich den frischen Aufwuchs munden.

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