Bei einer erquicklichen Kanutour auf der Ketziner Havel sind mir am Wochenende insgesamt 7 Eisvögel begegnet. Eine Nilgans überflog das Boot und auf Pollern in der Nähe der Ketziner Fähre hielten sich einige Großmöwen auf, die sich vom Kanu aus fotografieren ließen. Die Fotos sind wie immer nicht die besten, aber ich denke für einige Bestimmungsübungen wird es reichen.
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K2 Mittelmeermöwe (Larus michahellis), ad. Steppenmöwe (Larus cachinnans) und K1 Mittelmeermöwe (Larus michahellis) 11.08.2012 |
Im linken Bildteil sehen wir 3 Vögel, die wohlweislich in den Komplex der Großmöwen gehören. Rechts die gleiche Gruppe beim Abflug, sodass man, zumindest bei den unausgefärbten (immaturen) Tieren, die Färbung der Unterflügel zur Bestimmung heranziehen kann. Los geht´s! Möwe Nr.1, von li. nach re., ist ziemlich hell und zeigt eine geringe Handschwingenprojektion, einzelne Schwungfedern sind allerdings offensichtlich noch im Wachstum befindlich bzw. fehlen, sodass die Flügellänge zur Bestimmung nicht ins Gewicht fällt. Sie hat helle UF, lange Beine, ein weniger fließendes Schnabel-, Kopfprofil mit starkem, stumpf endendem Schnabel, mehr oder minder massigem, rundstirnigem Kopf, sowie eine deutlich abgegrenzte, jedoch ziemlich schmal erscheinende, schwarze Schwanzendbinde. Einige dieser Punkte, sowie das Muster der Schirmfedern und die bunt, z.T. gräulich wirkenden Rücken- und Flügeldecken, sprechen wohl für eine Mittelmeermöwe im 2. Kalenderjahr. Die hellen UF und die insgesamt sehr helle Gefiederfärbung ließen mich anfänglich an eine etwas ungewöhnlich gebaute, dickschnäblige Steppe mit fehlenden äußeren HS denken, können aber halt auch bei michahellis schon in diesem Alter auftreten. Bei der mittig stehenden Möwe müssen wir uns auf strukturelle Merkmale verlassen, denn wir können auf dem Bild weder die HSP, noch die HS-Zeichnung adäquat einschätzen.
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ad. Steppenmöwe (Larus cachinnans) 11.08.2012 |
Allerdings hat auch diese offensichtlich adulte Möwe vergleichsweise lange, blass gelbliche Beine. Das ziemlich klein und dunkel wirkende Auge liegt relativ hoch im Kopf, welcher eher flachstirnig und im Verhältnis zum Körper lütt erscheint. Das Gonyseck wirkt auf dem Foto ein wenig ausladend, ist aber m.E. noch im Rahmen von Steppenmöwen. Der selbe Vogel nocheinmal separat, hier sind ganz schön die langen Flügel mit wenig Schwarz in den HS zu erkennen, auch das Schnabel-, Kopfprofil passt aus der Perspektive wieder blendend. Wir sehen sowohl an der Oberseiten- und SF- zeichnung, als auch am insgesamt recht dunklen Kleingefieder, dass wir es bei Möwe 3 mit einem diesjährigen Vogel zu tun haben.
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K1 Mittelmeermöwe (Larus michahellis) 11.08.2012 |
Sie trägt also ihr Jugendkleid. Richtigerweise muß ich festhalten, dass diese Möwe schon einzelne Mantel- und Schulterfedern eneuert hatte (was man auf dem Foto nur erahnen kann), also schon anfängt, ins erste Winterkleid zu mausern. Sie hat einen durchgängig schwarzen, starken, kurzen und stumpfen Schnabel und ein großes dunkles Feld ums und hinterm Auge. Die basal ungezeichneten äußeren großen Armdecken bilden eine diffuse dunkle Flügelbinde. Ihre UF sind dunkel und die Schwanzendbinde klar abgesetzt und schwärzlich. Silbermöwen zu dieser Zeit in dem Alter haben i.d.R. noch keine Mantel und Schulterfedern erneuert und meist ein Löwenzahnblattmuster auf den SF, eine insgesamt heller erscheinende Oberseite, sowie eine eher diffus abgegrenzte, bräuliche Schwanzendbinde. Steppenmöwen zeigen hingegen einen schlankeren, manchmal an der Basis schon aufgehellten, spitzeren Schnabel, helleres Kopf- gefieder und weniger dunkle UF. Ergo haben wir es mit einer diesjährigen Mittelmeermöwe zu tun.
Noch 2 adulte Möwen als Nachschlag:
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adulte Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und Larus spec. 11.08.2012 |
Nicht ganz einfach. Hier kann man
allerdings ein paar Mauserkomponenten zur Bestimmung heranziehen.
Silbermöwen sind ja, wie oben schon angemerkt, später dran. Die HS werden von innen nach
außen, also von "körpernah" nach "körperfern" erneuert. Ich hab´ die Möwen mal entsprechend meiner Bestimmungsherleitung gekennzeichnet. Beide Tiere sind augenscheinlich adult, haben helle Iriden. HS1 - 5 des linken Vogels sind komplett neu und voll gewachsen. HS6 ist im Wachstum
befindlich. HS7 fehlt, 8, 9 und 10 sind alt mit ausgedehntem Schwarzanteil und speziell 10 an der
Spitze stark verschlissen (deshalb kurz und ohne schwarze Subapikalmarkierung).
Der Spiegel auf 9 ist verhältnismäßig klein. Auf 5 befindet sich eine
durchgehende schwarze Subapikalbinde. Die langen gelben Beine und das
Kopf-, Schnabelverhältnis passen auch ganz gut zu MM. HS1 - 5 der rechten Möwe sind ebenfalls ausgewachsen. 6 und 7 werden noch geschoben. 8 fehlt und 9
und 10 sind alt. 10 ist hier nicht so ramponiert wie bei der anderen
Möwe und man kann am re. Flügel schön eine schwarze Binde in der weißen Flügelspitze
sehen (abermals auch auf 5 durchgehend). Der Spot auf HS9 ist mäßig ausgeprägt. Wieder lange, gelbliche Beine und
ggf. dunkle, angedeutete Augenmaske. Das Rot des Gonysecks dehnt sich noch erahnbar auf
den Oberschnabel aus. Sie rangiert ohne Steuer. Was mich etwas irritiert sind sowohl die recht filigrane Schnabelform und die schmal wirkenden Flügel, als auch die Blässe der unbefiederten Körperteile. Die Form der relativ langen, hellen Zungen auf den Innenfahnen der alten HS passt eigentlich am besten zur Silbermöwe
(Larus argentatus). Bei diesem Vogel kann man über Hybrideinfluss spekulieren, sie als Larus (maximus) spec. fliegen lassen, oder nochmal über ihr Alter nachdenken. Nach Einschätzug einiger Möwencracks am wahrscheinlichsten ein Hybrid zwischen Steppen- x Silbermöwe.
Das soll es vorerst gewesen sein - reicht ja auch...