Hallo, hallo, vor einigen Tagen starteten mein guter Freund SK und ich nach Vorpommern, um uns in einschlägigen Gebieten Limikolen anzuschauen. Am ersten Abend landeten wir in den Johannishofer Wiesen, in der Nähe von Anklam, wo es wirklich Spaß macht, in den vernässten Poldern stundenlang all die langschnäbligen Gesellen durch zu mustern und eventuell auch seltenere Arten heraus zu picken. So konnten wir neben Bekassinen, Großen Brachvögeln, einem Regenbrachvogel, Kampfläufern, Bruchwasserläufern, Waldwasserläufern, Flussuferläufern und Dunkelwasserläufern auch einige Rot- und Grünschenkel, viele Alpenstrandläufer, drei Sumpfläufer, Knutts, Sanderlinge und Sichelstrandläufer feststellen. Ein adulter Silberreiher, unter mehr als 60 Tieren, befand sich mit seinem schwarzen Schnabel, den roten Tarsi und seinen langen Schmuckfedern noch im nahezu kompletten Prachtkleid. Am nächsten Morgen entdeckte ich einen adulten Temminckstrandläufer, SK hatte schon ein diesjähriges Odinshühnchen herausgepickt und Sand-, Gold- sowie Kiebitzregenpfeifer waren im Morgengrauen auf den zum Teil bewachsenen Schlammbänken gelandet. Die Kiebitzzahlen hielten sich abends wie morgens im vierstelligen Bereich, allerdings konnten wir in diesem Jahr im Gebiet nur erstaunlich wenige diesjährige und adulte Weißbartseeschwalben feststellen, welche sich dennoch sowohl ruhend, als auch beim Jagen beobachten ließen. In den Vorjahren waren diese filigranen Flieger hier meines Wissens stets in größeren Zahlen zur Brut geschritten. Leider sind die Distanzen zu den rastenden Vögeln im Polder recht groß, so dass ein Spektiv unerlässlich ist. Digiscopie auf die Entfernung kann man vergessen, daher hier nur zwei Stimmungsaufnahmen vom Sonnenuntergang über der Fläche und vom Sonnenaufgang bei einem schlaftrunkenen Blick aus dem Kajütenfenster meines Bussards.
Mit 20 Limikolen-Arten auf dem Zettel (den Temminck nach Birdracemanier ausgespart, da nur ich ihn gesehen hatte) und guter Laune, ging es dann nach einem Kaffee weiter, über Polder Kamp und den Greifswalder Hafen, in die Karrendorfer Wiesen. Im Polder Kamp am Peenestrom konnten wir einen adulten Braunen Sichler beobachten, der sich nach einem ergiebigen Regenschauer kurz in der Randvegetation zeigte. Zwei diesjährige Steppenmöwen stritten dort mit einem gleichartigen Altvogel, der erste Fussregenpfeifer der Tour flog rufend durch die Szene und auf der Hubbrücke Karnin standen mindestens 70 Mantelmöwen, nebst einigen Silbermöwen und nur zwei, drei Steppenmöwen. Im Hafen von Greifswald gab es dann ein paar Silbermöwen zu sehen und jeweils zwei leckere Matjes-Brötchen für uns beide Vogelkieker. Auf dem Bild eine beringte SiMö im zweiten Lebensjahr.
|
Herring Gull, 2nd cy, ringed 24.06.2013 in Warnemünde |
Frisch gestärkt steuerten wir das Wampener Riff an, wo sich zum Zeitpunkt unserer Ankunft dummerweise kaum Vögel aufhielten - einzelne Brandseeschwalben, wieder Flussregenpfeifer, Stare und eine adulte weibchenfarbene Bergente etwas weiter draußen. In den Karrendorfer Wiesen beobachteten wir am Abend und am folgenden Vormittag neben den üblichen Verdächtigen gleich 11 diesjährige Sumpfläufer, zwei Zwergstrandläufer und ein Odinshühnchen im Jugendkleid. Außerdem kamen mit Pfuhl- und Uferschnepfe nun die 23. und 24. Limi-Art auf unsere Liste. Um die 40 Raubseeschwalben ruhten auf den Schlammbänken oder ließen im Flug ihr durch Mark und Bein dringendes, lautes Krächzen hören. Mindestens ein Temminckstrandläufer überflog uns mit seinen typischen, grillenartig trillernden Flugrufen und konnte damit nun auch gezählt werden - Nummer 25. Morgens beim Kaffee wurden wir einer diesjährigen Sperbergrasmücke gewahr, die unweit unserer Lagerstadt und ohne jedwede Lautäußerungen im Weidengeäst herumturnte. Artdiagnostisch hier die cremefarbene Unterseite mit den gesperberten Unterschwanzdecken, der recht massige Schnabel und die zwei auffälligen, ebenfalls cremefarbenen Flügelbinden.
|
Broad-billed Sandpipers, 1st cy (Karrendorfer Wiesen; Germany) |
|
Red-necked Phalarope, 1st cy (Karrendorfer Wiesen; Germany) |
Gegen Mittag zog es uns auf die Insel Usedom, genauer gesagt zum Windwatt am Peenemünder Haken. Der Südwestwind hatte für ausgedehnte Sandbänke und Flachwasserlachen gesorgt, allein die erwarteten Watvogelmassen fehlten. Zwei Limi-Arten konnten wir auf unserer Liste allerdings noch ergänzen - den Austernfischer und den Steinwälzer. Ansonsten gab es Raub-, Brand-, Trauer-, Fluss-, wenige Küsten- und einige Zwergseeschwalben zu sehen und wie an der Küste üblich, dominierten bei den Goßmöwen die Mantelmöwen und die Silbermöwen das Geschehen. Ein diesjähriges Steppenmöwenmännchen ließ sich hervorragend ablichten. Ein schöner und vor allem klassischer Vogel, wie ich finde. Am späten Nachmittag gaukelten noch 8 Zwergmöwen die Küstenlinie entlang.
|
Caspian Gull, 1st cy male (Peenemünde-beach; Germany) |
|
Caspian Terns (Peenemünde-beach; Germany) |
Sanderlinge sind ausgesprochene Strandvögel und in der Regel recht zutrauliche Gesellen, daher hier zur Ansicht ein paar Bilder dieser quirligen Langschnäbel, die im Trupp von ca. 20 Tieren den Peenemünder Spülsand nach Nahrung durchstocherten.
|
Sanderlings, adult (Peenemünde-beach, Germany) |
Etwas weiter draußen flog ein unbestimmter Seetaucher von Ost nach West und nur ein einzelner diesjähriger Ohrentaucher schwamm neben 5 Rothalstauchern, Eiderenten, 1,4 Trauerenten, einer weibchenfarbenen Samtente und 1,1 Bergenten nicht allzuweit vom Ufer entfernt umher. Auf Usedom fand sich diesmal leider kein adäquates Plätzchen zum Nächtigen und da wir am nächsten Tag sowieso zur Sumpfhuhn-Beringung verabredet waren, fuhren wir nach einem obligatorischen Bad in der Ostsee gegen Abend wieder auf´s Festland und suchten uns einen heimelichen Ort irgendwo in der Pampa am Waldrand. Ein in der Dunkelheit einsetzender Dauerregen trommelte uns sanft in den Schlaf und am nächsten Morgen brachen wir an den Kummerower See auf, um erneut Möwen ins Visier zu nehmen. Im Hafen von Gravelotte fanden sich auch einige Tiere und wir hatten unsere Freude mit Artbestimmung und Ringablesung. Nebenbei, um die Sache rund zu machen, frischer Kaffee und Kuller-Kekse mit Schoko-Füllung. Einige der Vögel hier für alle diejenigen, die ebenfalls Spaß an der Möwenbestimmung auf Artniveau haben.
Im "el dorallo" angekommen entspannte Stimmung unter Gleichgesinnten, artige Kinder und eben auch die hübschen Sumpfhühner, die man ja ansonsten nur eher selten zu Gesicht bekommt. Die Fotos zeigen jeweils ein diesjähriges Tüpfelsumpfhuhn und ein noch nicht flügges Wasserrallenkind.
Zwischen den Kontrollgängen blieb sogar noch etwas Zeit, um zum Birden in eine unweit gelegene, vernässte Polderfläche zu fahren. Ansonsten wurde vor Ort der Himmel observiert, wo wir neben Schwarzstorch, Wander-, Turm- und Baumfalke, auch Wespen- und Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan, Rohrweihe, Sperber, sowie Fisch- und Seeadler feststellen konnten. Sogar ein Schreiadler überflog uns von Nord nach Süd.
Ein herrlicher Trip ging dann für mich schon am Samstag zu Ende, der Rest der Naturforscher harrte noch bis Sonntag auf dem schönen Fleckchen Erde in MV aus...