Die Limis können kommen...

... bzw. sind schon da. Und damit ein herzliches Hallo!
4 endentspannte Tage im Westhavelland sind nun schon wieder vorbei und der schnöde Alltag hat mich wieder. Bei sommerlichen Temperaturen ging die Zeit einmal mehr viel zu schnell ins Land. Ich bin die Tage nur zwischen dem Gülper See und dem Pareyer Luch hin und her gependelt, war intermittierend oft baden und hab´ mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Am See, wie zu dieser Jahreszeit gewohnt, mausernde Graugänse, verschiedene Möwenarten und die Vorhut des noch weiter fortschreitenden Limikolenzugs. Die Limibedingungen am Südufer scheinen optimal mit Sandbänken, Schlickstreifen und kleinen Lagunen. So früh im Jahr sind vorerst zumeist die Altvögel unserer langschnäbligen Freunde zu beobachten, die das Brutgebiet in der Regel etwas früher verlassen, als die diesjährigen. So kamen am See Kiebitz (Vanellus vanellus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Kampfläufer (Philomachus pugnax), Grünschenkel (Tringa nebularia), Bruchwasserläufer (Tringa glareola), Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus), Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea) und Temminckstrandläufer (Calidris temminckii) auf meine Liste.

Common Greenshank, adult (Gülper See, Brandenburg; Germany)

Ruff, adult (Gülper See, Brandenburg; Germany)

presumed female-type Yellow-legged Gull, 3CY (Gülper See, Brandenburg; Germany)

Yellow-legged Gull, 1CY (Gülper See, Brandenburg; Germany)

Auf der Landzunge direkt vor dem großen Beoturm standen zwischen den rund 250 Lachmöwen (Chroicocephalus ridibundus) auch mehrere Großmöwen. Ganz überwiegend waren klassische Steppenmöwen (Larus cachinnans) vertreten, von denen einzelne wirklich bestimmungsbuchmäßig aussahen, imposante Männchen inbegriffen. Nach dem Motto "und jährlich grüßt die Steppenmöwe" waren natürlich auch wieder beringte Vögel zugegen. Allen voran mein Freund der "Schlüpperkapitän", der seinen Namen schon als K1 Vogel weg hatte. PANT steht da auf dem gelben Ring und so ähnlich heißt glaub´ ich Schlüpper auf englisch... Auf den obigen Möwenfotos sehen wir jeweils eine K3 und eine diesjährige Mittelmeermöwe (Larus michahellis). Federkleid, Statur, mit voller Brust und verhältnismäßig großem Kopf und die langen Flügel allein sprechen hier m.E. schon für sich. 2 adulte MMM waren auch anwesend, wo hingegen ich keine einzige sichere Silbermöwe zu Gesicht bekam. Trauer- (Chlidonias niger) und Flussseeschwalben (Sterna hirundo) flogen zumeist über dem nördlichen Teil des Sees und eine Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leucopterus) rastete auf einer Reusenstange. Zumindest bei den Trauerseeschwalben wurde ich schon einiger Jungvögel gewahr. Die Grauganszahlen steigen in den August hinein für gewöhnlich noch in den zweistelligen Tausenderbereich an. Am 16.07. waren schätzungsweise 2600 Tiere vor Ort. In den Pareyer Wiesen haben sich einige nasse Stellen gehalten, die hervorragende Rastbedingungen für Tringa und Co. bieten. Hier dominieren Trupps von Kiebitzen, Flussregenpfeifern und Bruchwasserläufern, gefolgt von Kampfläufern, Bekassinen (Gallinago gallinago), Rotschenkeln (Tringa totanus), Grünschenkeln, Dunkelwesserläufern und Alpenstrandläufern (Calidris alpina). Auch hier wieder ein Temminckstrandläufer, der schon beim Einflug ins Nahrungshabitat mit seinen typischen, grillenartig trillernden Rufen sein Kommen ankündigte. Auf der schemenhaften Digiscopie unten rechts, anbei zwei Kampläufer und zwei Bruchis. Etwas besser gelungen die Bilder von Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Bekassine, Wiesenschafstelze (Motacilla flava) und Feldlerche (Alauda arvensis).

Temminck´s Stint, adult (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Common Greenshank, adult (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Wood Sandpiper, adult (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Common Snipe (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Western Yellow Wagtail female, adult (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Skylark (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Dem aufmerksamen Beobachter entgeht auch ein Beutelmeisennest nicht. Die fütternden Altvögel stehen über ihre charakteristischen weichen "tsiiiü" Rufe im Kontakt. Als Kind wollte ich damals schon immer mal in so einem heimelich, gemütlich anmutenden, schwankenden, weichen Nest wohnen, wenn ich wohl ein Vöglein geworden wäre. Die Story von der Verwendung dieser kunstvoll gefertigten Behausungen als Kinderschuhe kennt ja wohl auch fast jeder, aber ob das auch wirklich der Wahrheit entspricht? Für alle Adlerfreunde noch zwei Bilder eines immaturen Vogels am Spülsaum.

nest of Eurasian Penduline Tit (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

Eurasian Penduline Tit at nest (Pareyer Luch, Brandenburg; Germany)

White-tailed Eagle, immature (Gülper See, Brandenburg; Germany)

Zum Abschluss wie schon so oft noch ein paar - manch einer mag sie kitschig nennen - Impressionen, die wahrhaftig erlebt, genau die Sehnsucht erfüllen, die einem naturverbundenen Menschen inne wohnt...

Sunset at Gülper See

Sunset at Gülper Havel

Sollten im Gebiet in den nächsten Wochen gleiche oder ähnliche Habitatbedingungen vorherrschen, darf ganz sicher mit der einen oder anderen vogelkundlichen Überraschung gerechnet werden. Also - Raus ins Land und Augen auf!